Aktuelle Ernährungsmedizin 2016; 41 - P18
DOI: 10.1055/s-0036-1583894

Pilotstudie (RCT) zur konservativen Ernährungstherapie und Obst- und Gemüsekonsum bei über 60-jährigen Patienten mit metabolischer Azidose und chronischer Niereninsuffizienz

M Leopold 1, G Wirnsberger 2
  • 1LKH-Universitätsklinikum Graz, Ernährungsmedizinischer Dienst, Graz, Österreich
  • 2Universitätsklinik für Innere Medizin Graz, Klinische Abteilung für Nephrologie, Graz, Österreich

Fragestellung: Ältere Patienten mit chronischer Niereninsuffizienz und metabolischer Azidose (MA) haben eine erhöhtes Risiko für einen schlechten Ernährungszustand und reduzierte physische Funktionalitäten. Diese Studie untersuchte die Effekte einer konservativen Ernährungstherapie bzw. eines hohen Obst- und Gemüsekonsums auf die MA, das Se (Serum)-Albumin, das Se-Präalbumin, den Phasenwinkel und die Handkraft.

Methodik: Die RCT wurde bei 23 ambulanten Patienten in einem Alter von 60 – 75 Jahren (CKD G3-G4) an der Klinischen Abteilung für Nephrologie Graz (8 – 10 Wo) durchgeführt. Das Ernährungstherapiekonzept wurde definiert mit 1 – 1,2 g Eiweiß und 30 – 35 kcal pro kg Normalgewicht, 5 – 6 g Salz pro Tag; Standardgruppe (SG) 5, Verumgruppe (VG) mehr als 5 Obst- und Gemüseportionen (OGP) pro Tag. Weiters erfolgten 2 Telefonkonsilien, eine ambulante Kontrolle nach 4 Wochen und eine genaue Abschlussuntersuchung. Die Probanden dokumentierten die tägliche Zufuhr an OGP und führten ein validiertes Ernährungsprotokoll. Anthropometrische Daten, eine 4-segmentale bioelektrische Impedanzanalyse, eine standardisierte Handkraftmessung mittels Dynamometer und ebenso Laborparameter zur Beurteilung der Nierenfunktion und des Eiweißstoffwechsels wurden ermittelt.

Ergebnisse: Als Outcomeparameter für die MA wurde der von der National Kidney Foundation definierte therapiepflichtige Schwellenwert von 22 mmol/l venöses Serumstandardbikarbonat (HCO3) gewählt. In der SG (n = 10) lagen am Ende der Studie 6 Patienten über den Schwellenwert; in der VG (n = 10) waren es 2. Der mittlere HCO3 Wert verbesserte sich in der SG (n = 13) von 21,7 ± 1,4 auf 22,4 ± 2,3 mmol/l, in der VG (n = 10) verschlechterte er sich von 21,8 ± 2,3 auf 21,3 ± 1,4 mmol/l. Die mittleren Se-Albuminwerte und der mittlere Phasenwinkel blieben in beiden Gruppen annähernd konstant. Das mittlere Se-Präalbumin verbesserte sich in beiden Gruppen. Die mittlere rechte und linke Handkraft verbesserte sich in der VG in einem höheren Ausmaß als in der Standardgruppe. Keines der Ergebnisse war aber signifikant.

Schlussfolgerung: Die konservative Ernährungstherapie ebenso wie die intensivierte Obst- und Gemüsetherapie führten zu keinen signifikanten Auswirkungen auf die gewählten Outcomeparameter. Weitere Studien mit einer individuell abgestimmten Eiweißzufuhr im Rahmen einer alkalisierenden Ernährung sind über einen längeren Zeitraum gefordert.