Gesundheitswesen 2016; 78 - A180
DOI: 10.1055/s-0036-1586689

Handlungsbedarf Hautkrebsprävention in Kindetageseinrichtungen – am Beispiel Sachsen

S Herrmann 1, F Stölzel 1, N Seidel 1, K Löwe 1, M Glaschker 1, H Berth 2, M Baumann 1, G Ehninger 1
  • 1Präventions- und Bildungszentrum des Universitäts KrebsCentrums am Uniklinikum Dresden, Dresden
  • 2Medizinische Psychologie und Medizinische Soziologie am Uniklinikum Dresden, Dresden

Hintergrund: Mit zunehmender Inzidenzrate zählen die malignen Neubildungen der Haut zu den weltweit am häufigsten auftretenden Krebsarten. In Deutschland sind 25% aller Krebsneuerkrankungen Neoplasien der Haut. Derzeit erkranken etwa 19.600 Menschen neu am gefürchteten malignen Melanom und 130.600 Menschen an weißem Hautkrebs[1]. Hauptrisikofaktoren sind eine übermäßige Exposition ultravioletter Strahlung und Sonnenbrände, vor allem im Kindes- und Jugendalter[2,3]. Aus diesem Grund ergibt sich die Forderung nach Sonnenschutz, insbesondere für Kinder. Ziel der vorliegenden Untersuchung ist, den Sonnenschutz in Kindertageseinrichtungen abzubilden, um den Bedarf für zukünftige Präventionsmaßnahmen abschätzen zu können.

Methode: In einer Vollerhebung wurde bei 2192 sächsischen Kindertageseinrichtungen mithilfe einer Online-Befragung eine Bedarfserhebung zum Sonnenschutz durchgeführt. 653 Kindertageseinrichtungen nahmen an der Befragung teil. Erfragt wurde unter anderem in welchem Maß (4 stufige Skala „nicht vorhanden“ bis „ausreichend vorhanden“) die Einrichtung Sonnenschutzmöglichkeiten (Sonnensegel, Schirme, Schattenplätze etc.) zur Verfügung hat, wie häufig (4 stufige Skala „nie, selten, oft, immer“) Sonnenschutzutensilien (beispielsweise Sonnenhüte, langärmelige T-Shirts, Sonnencremes und Sonnenbrillen) eingesetzt und wie die Draußen-Aktivitäten (beispielsweise Mittagessen, Spiel- und Ruhezeit, Ausflüge etc.) in den Sommermonaten zeitlich (11 bis 15 Uhr) gestaltet werden.

Ergebnisse: Die Analyse der Schattenmöglichkeiten ergab, dass über die Hälfte der Einrichtungen über keine oder nur gering vorhandene Sonnenschirme (52,5%) verfügen. Bei über einem Drittel fehlt es an Sonnensegeln oder -markisen. Gar nicht oder nur gering vorhanden, sind bei einem Viertel der Einrichtungen schattenspendende Bäume. Sonnenschutzutensilien wie Hüte, langärmelige T-Shirts und Sonnencremes werden von unter 10% der Einrichtungen gar nicht oder kaum eingesetzt. Fast 90% verzichten auf Sonnenbrillen und 67,2% betreiben im April gar keine Sonnenschutzmaßnahmen. Zudem schätzen die Einrichtungen, dass mehr als ein Drittel der Krippen- und etwa die Hälfte aller Kindergartenkinder (45,6%) nicht mit Sonnenmilch eingecremt in die Einrichtungen gebracht werden. Für sich selbst sehen ca. 65% der Einrichtungen etwas oder viel Handlungsbedarf.

Diskussion: Die Erhebung zeigt deutlich, dass ein Handlungsbedarf zum Sonnenschutz in sächsischen Kindertageseinrichtungen besteht. Vor allem sollten Schattenplätze geschaffen und der Einsatz textilen Sonnenschutzes bestärkt werden. Geeignete Sonnenbrillen sollten erlaubt werden. Verstärkt werden muss weiterhin der Schutz im Frühjahr sowie die Mitarbeit der Eltern durch Eincremen mit Sonnenschutzmitteln am Morgen. Referenzen beim Verfasser.