Gesundheitswesen 2016; 78 - A182
DOI: 10.1055/s-0036-1586691

Vermittlung von Kindern und Jugendlichen mit Adipositas in Freizeitangebote

M Pankatz 1, I Abeck 2, G Ramos 1
  • 1Institut für Versorgungsforschung und Klinische Epidemiologie, Philipps-Universität Marburg, Marburg
  • 2NeNa e.V. (Netzwerk Nachsorge), Berlin

Hintergrund und Fragestellung: Kinder und Jugendliche mit Adipositas haben eine höhere Wahrscheinlichkeit von Peers wie auch von Bezugspersonen wie Lehrkräften zurückgewiesen zu werden und weniger Freunde zu haben (Puhl & Latner, 2007). NeNa e.V. unterstützt diese Zielgruppe dabei, eine für sie passgenaue und bedürfnisorientierte Freizeitaktivität zu finden, indem der Verein in ihrem Heimatort Berlin nach Angeboten recherchiert und die Teilnehmer möglichst auch zu den ersten Terminen begleitet. Ziel der Auswertung war die Klärung der Frage, ob die Vermittlung funktioniert und die Vorbereitung weiterer Studien.

Methodik: In 2014 und 2015 wurden 101 Patienten von externen Zuweisern an NeNa e.V. vermittelt. Diese Fälle wurden nachverfolgt und der Vermittlungserfolg erhoben. Ausgewertet wurden die Daten in Abhängigkeit von der Intensität der Betreuung. Drei Intensitätsstufen wurden festgelegt: 1) Recherche nach einem Angebot, Weitergabe der Informationen an die Familie ohne weitere Begleitung, 2) Recherche, zusätzlich Begleitung zu maximal drei Terminen durch einen Case-Manager, 3) Recherche, Begleitung zu vier oder mehr Terminen. Kriterien für die Betreuungsintensität waren die Erreichbarkeit der Familien sowie deren eigenes Engagement im Beratungs- und Betreuungsprozess. Als erfolgreich wurden Fälle eingestuft, die ein halbes Jahr nach Beginn der Vermittlung an einem von NeNa e.V. recherchierten Angebot teilnahmen, oder die infolge der Beratung und Betreuung in ein Alternativangebot gewechselt waren.

Ergebnisse: Die Auswertung zeigte, dass der Vermittlungserfolg umso höher war, je intensiver der Patient betreut worden war. Bei einer Begleitung zu bis zu drei Terminen waren 66,6% erfolgreich, bei einer häufigeren Begleitung 72,7%. In 50% der Fälle, in denen eine Vermittlung im Rahmen einer längerfristigen Betreuung letztlich erfolgreich war, war darüber hinaus die Recherche nach einem neuen Angebot notwendig, um den Erfolg zu ermöglichen, da das erste Rechercheergebnis vom Patienten als nicht passgenau genug empfunden worden war.

Schlussfolgerung: Die Auswertungen deuten darauf hin, dass der Vermittlungserfolg in Freizeitangebote durch ein intensives persönliches Case-Management am Heimatort der Patienten steigerbar ist. Dieses Ergebnis wird unterstützt durch die Ergebnisse der Studie KiJuRNa 1 (Pankatz, 2016; Stachow et al., 2015). Hier waren ebenfalls durch NeNa e.V. bundesweit Angebote recherchiert worden, die Partizipation sollte durch Telefonberatung gesteigert werden. In jener Studie konnte kein Patient erfolgreich vermittelt werden. Referenzen beim Verfasser.