Gesundheitswesen 2017; 79(08/09): 656-804
DOI: 10.1055/s-0037-1605611
Vorträge
Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Psychische Gesundheit, Lebensqualität und Rückkehr in das Arbeitsleben bei Überlebenden eines ARDS – 3 Monate nach dem Intensivaufenthalt

M Brandl
1   Universität Regensburg, Medizinische Soziologie, Regensburg
,
F Dodoo-Schittko
1   Universität Regensburg, Medizinische Soziologie, Regensburg
,
S Brandstetter
1   Universität Regensburg, Medizinische Soziologie, Regensburg
,
S Blecha
2   Universitätsklinikum Regensburg, Klinik für Anästhesiologie, Regensburg
,
T Bein
2   Universitätsklinikum Regensburg, Klinik für Anästhesiologie, Regensburg
,
C Apfelbacher
1   Universität Regensburg, Medizinische Soziologie, Regensburg
› Author Affiliations
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Publication History

Publication Date:
01 September 2017 (online)

 

Fragestellung:

Wie hoch ist die Prävalenz von Symptomen einer posttraumatischen Belastungsstörung (PTBS) in einer deutschen Kohorte von Überlebenden eines ARDS (acute respiratory distress syndrome) und inwieweit ist die gesundheitsbezogene Lebensqualität (HRQOL) und die Rückkehr in das Erwerbsleben eingeschränkt?

Methoden:

In der deutschlandweiten, prospektiven DACAPO-Studie wurden in 61 Kliniken Patienten mit einem ARDS eingeschlossen. Überlebende Patienten erhielten 3 Monate nach Entlassung von der Intensivstation (ITS) postalisch einen Fragebogen, u.a. mit Fragen zur aktuellen Erwerbstätigkeit. HRQOL wurde anhand des Short-Form 12 Fragebogens (SF-12) gemessen. PTBS wurde mittels der posttraumatischen Stressskala-14 (PTSS-14) erhoben. Bei einem Wert größer 31 besteht ein hohes Risiko für das Auftreten einer PTBS. Die Datenanalyse erfolgte deskriptiv mittels SPSS.

Ergebnisse:

Von insgesamt 880 Überlebenden eines ARDS hatten 3 Monate nach Entlassung von ITS 457 Patienten den Fragebogen ausgefüllt zurückgeschickt. Das Durchschnittsalter dieser Patienten betrug 53,8 Jahre (SD 15,3), wobei 68,4% männlich waren. 78,8% lebten zu diesem Zeitpunkt wieder zu Hause. 42% hatten ein erhöhtes Risiko für eine posttraumatische Belastungsstörung. Der mittlere körperliche Summenscore (= 36,0; SD = 9,8) des SF-12 lag unter dem mittleren psychischen Summenscore (= 46,5; SD = 11,5). 46,2% der Patienten gingen vor ihrer Erkrankung einer Teil- oder Vollzeitbeschäftigung nach. 3 Monate nach Entlassung hatten 12,5% ihre vorherige Tätigkeit wieder aufgenommen, wobei 24,5% eine Rente bzw. Pension erhielten.

Schlussfolgerungen:

Ein relevanter Anteil der Patienten, die ein ARDS überlebt haben, zeigt ein erhöhtes Risiko für PTBS. Sowohl die körperliche als auch die psychische Gesundheit der Patienten war im Vergleich zur Normpopulation eingeschränkt, wobei die körperliche Beeinträchtigung zu überwiegen scheint. Weitere Forschung zur Inanspruchnahme von Versorgungsleistungen ist notwendig.