Gesundheitswesen 2017; 79(08/09): 656-804
DOI: 10.1055/s-0037-1605614
Vorträge
Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Gesundheits-Apps in der Prävention – Ergebnisse der CHARISMHA Studie

M Rutz
1   Medizinische Hochschule Hannover, Institut für Epidemiologie, Sozialmedizin & Gesundheitssystemforschung, Hannover
,
D Kühn
1   Medizinische Hochschule Hannover, Institut für Epidemiologie, Sozialmedizin & Gesundheitssystemforschung, Hannover
,
ML Dierks
1   Medizinische Hochschule Hannover, Institut für Epidemiologie, Sozialmedizin & Gesundheitssystemforschung, Hannover
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Publication History

Publication Date:
01 September 2017 (online)

 

Hintergrund:

Gesundheits-Apps haben das Potenzial, das Gesundheitsverhalten der Menschen zu beeinflussen. In der Prävention beispielsweise können Apps einen niedrigschwelligen Zugang zu gesundheitsfördernden Angeboten verschaffen. Ein gezielter Einsatz dieser neuen Technologien macht eine Nutzen- und Risikoabwägung notwendig. Die 2016 durchgeführte CHARISMHA-Studie hat eine wissenschaftliche Bestandsaufnahme zu diesem Thema durchgeführt.

Methode:

Es wurde eine systematische Literaturrecherche zum Thema „Prävention und Gesundheits-Apps“ in den Datenbanken Pubmed und Scopus durchgeführt, diese wurde um eine Handsuche ergänzt. Von 1149 Treffern blieben nach Durchsicht 86 Studien als beurteilbar übrig.

Ergebnisse:

Die Apps in der Prävention sind vorwiegend für Laien konzipiert. Unterschiedliche Settings und verschiedene soziale Gruppen werden dabei kaum berücksichtigt. Die meisten Studien befassen sich mit dem Themenbereich Lifestyle (Fitness und körperliche Aktivität, Ernährung und Gewicht, Suchtverhalten). Ungefähr ein Drittel der Studien zeigt positive Veränderungen (z.B. gesteigerte körperliche Aktivität, Anpassung der Ernährung bzw. der Gewichtskontrolle). Studien zur Wirkung von Apps in der Prävention spezifischer Krankheiten zeigen hingegen keine eindeutigen Ergebnisse. Das Follow-up in den Studien ist häufig mit 6 Monaten sehr kurz, zur langfristigen Nutzung der Apps gibt es wenige Aussagen.

Diskussion:

Zukünftig ist eine Evaluation und Strukturierung der bereits vorhandenen Apps und Studien in Bezug auf Evidenz, Nutzungsdauer und Wirkung sinnvoll, da bis jetzt vor allem einzelne und neu auf den Markt gekommene Apps betrachtet wurden. Es fehlen Langzeitstudien, die die Anforderungen für einen wirkungsvollen Beitrag von Apps zur Prävention evaluieren. Insbesondere vulnerable Gruppen sind derzeit kaum in den Studien eingeschlossen. Aufgrund der sich schnell entwickelnden Technologie müssen dafür auch neue, qualitätsgesicherte Methoden entwickelt werden.