Gesundheitswesen 2017; 79(08/09): 656-804
DOI: 10.1055/s-0037-1605617
Vorträge
Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Bedarf von suchtpräventiven Maßnahmen bei Auszubildenden in Mecklenburg-Vorpommern: Eine landesrepräsentative Querschnittserhebung

C Meyer
1   Universitätsmedizin Greifswald, Institut für Sozialmedizin und Prävention, Greifswald
2   Deutsches Zentrum für Herz-Kreislauf-Forschung e.V., Greifswald
,
S Ulbricht
1   Universitätsmedizin Greifswald, Institut für Sozialmedizin und Prävention, Greifswald
2   Deutsches Zentrum für Herz-Kreislauf-Forschung e.V., Greifswald
,
J Freyer-Adam
2   Deutsches Zentrum für Herz-Kreislauf-Forschung e.V., Greifswald
3   Universitätsmedizin Greifswald, Institut für Medizinische Psychologie, Greifswld
,
HJ Rumpf
4   Universität zu Lübeck, Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie, Lübeck
,
S Haug
5   Universität Zürich, Schweizer Institut für Sucht- und Gesundheitsforschung, Zürich
,
U John
1   Universitätsmedizin Greifswald, Institut für Sozialmedizin und Prävention, Greifswald
2   Deutsches Zentrum für Herz-Kreislauf-Forschung e.V., Greifswald
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Publication History

Publication Date:
01 September 2017 (online)

 

Einleitung:

Für Suchterkrankungen ist ein Bildungsgradient in der Bevölkerung gut belegt. Dementsprechend sind Berufsschulen ein günstiges Setting um gesundheitlicher Ungleichheit entgegenzuwirken. Ziel der vorliegenden Studie war es, den Bedarf für suchtpräventive Maßnahmen bei Auszubildenden in Mecklenburg-Vorpommern zu bestimmen.

Methodik:

Im Schuljahr 2015/2016 wurde eine stratifizierte mehrstufige Zufallsstichprobe von Schülern in berufsbildenden Schulen und Produktionsschulen gezogen. Die Teilnehmerrate unter den zum Befragungstag anwesenden Schülern betrug 99,6%. Bezogen auf alle registrierten Auszubildenden der Stichprobe nahmen 85,2% teil. Insgesamt wurden 1083 Schülerinnen und 1485 Schüler mit einem mittlerer Alter von 20 Jahren befragt. Tabakrauchen, E-Zigaretten-Konsum, Alkoholkonsum, Cannabiskonsum, Glücksspielen, Internetnutzung, Smartphonenutzung, Computerspielen wurden über standardisierte Erhebungsinstrumente erfasst.

Ergebnisse:

Hochgerechnet auf die Grundgesamtheit ist von 20.195 Auszubildenden (83,3%; CI-95%: 81,0% – 85,3%) auszugehen, die mindestens für einen der genannten Bereiche ein riskantes Konsummuster zeigen. In den letzten vier Wochen vor der Befragung konsumierten 61,6% Tabak, und bei 62,2% lag ein gesundheitsriskanter Alkoholkonsum vor. In den letzten 6 Monaten konsumierten 25,5% Cannabis. Für die nicht-substanzbezogenen Verhaltensbereiche mit Suchtpotential gaben 27,7% ein problematisches Konsummuster an. Bei den Betroffenen findet sich mehrheitlich eine geringe Änderungsbereitschaft. Internet- und App-gestützte Hilfsangebote sowie Beratungsstellen und Informationsangebote im Unterricht schätzen die Befragten als am hilfreichsten ein.

Schlussfolgerungen:

Die Ergebnisse belegen für alle Konsumbereiche eine sehr hohe Gefährdung für die Entwicklung suchtassoziierter Störungen und geben Hinweise für die Ausgestaltung von Prävention. Die vorliegenden Daten können als Scientific Use File zur Verfügung gestellt werden.