Gesundheitswesen 2017; 79(08/09): 656-804
DOI: 10.1055/s-0037-1605618
Vorträge
Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Soziale Ungleichheiten im Zugang zu Rehabilitations- und Rentenleistungen. Ergebnisse aus dem Dritten Sozialmedizinischen Panel

EM Fach
1   Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg, Institut für Medizinische Soziologie, Halle (Saale)
,
M Bethge
2   Universitätsklinikum Schleswig-Holstein, Institut für Sozialmedizin und Epidemiologie, Rehabilitation und Arbeit, Lübeck
,
K Spanier
2   Universitätsklinikum Schleswig-Holstein, Institut für Sozialmedizin und Epidemiologie, Rehabilitation und Arbeit, Lübeck
,
M Richter
1   Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg, Institut für Medizinische Soziologie, Halle (Saale)
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Publication History

Publication Date:
01 September 2017 (online)

 

Einleitung:

Sozial benachteiligte Personen werden weniger von einzelnen Versorgungsleistungen erreicht und profitieren geringer von ihnen. Im Bereich der Rehabilitation zeigten sich bisher schwache soziale Ungleichheiten bezüglich des Zugangs zu Lasten dieser Gruppe. Ziel dieses Beitrages ist die Analyse sozialer Ungleichheiten im Zugang zu Rehabilitations- (LMR) und Rentenleistungen (RTL) in einer Kohorte der DRV Bund mit vorherigem Krankengeldbezug.

Methoden:

Grundlage der Sekundärdatenanalyse ist das „Dritte Sozialmedizinische Panel für Erwerbspersonen“. Der sozioökonomische Status (SES) wurde in Anlehnung an Deck und Röckelein gebildet, der Zugang zu LMR und RTL über beantragte und bewilligte Leistungen im Zeitraum 2013 bis 2015 aus den Versichertenkonten (n = 2698) generiert.

Ergebnisse:

82,2% von 568 LMR-Anträgen (468 Versicherte) wurden bewilligt, 9% davon nach Widerspruchsverfahren. Insgesamt wurden 8,1% der LMR-Anträge abgelehnt und 9,7% anderweitig erledigt. 131 Personen stellten (mindestens) einen Antrag auf RTL, 91 Personen erhielten eine Bewilligung, davon 84,6% Bewilligungen für Rente wegen voller und 15,4% wegen teilweiser Erwerbsminderung. 48,4% erhielten vor RTL keine LMR, weil diese nicht beantragt oder nicht bewilligt wurde. Im Vergleich zu hohem SES hatten Versicherte mit niedrigem SES eine 2-fach erhöhte Chance (p < 0,05) auf Stellen mindestens eines LMR-Antrags und Angehörige mit mittlerem SES eine 1,4-fach erhöhte Chance (p < 0,01). Die Chance einen RTL-Antrag zu stellen, war im Vergleich zu hohem SES um das 4,5-fache (p < 0,01) bei niedrigem und um das 2,4-fache (p < 0,01) bei mittlerem SES erhöht. Die Einzeldimensionen des SES (Bildung, Beruf, Einkommen) zeigten ähnliche Ergebnisse.

Schlussfolgerung:

Personen mit niedrigem SES beantragten signifikant häufiger LMR und RTL, welches zunächst auf einen guten Zugang deutet. Trotdem bedarf es weiterer Analysen, die den Zugang zu LMR und RTL ausgerichtet am Bedarf dieser Risikokohorte näher beleuchten.