Gesundheitswesen 2017; 79(08/09): 656-804
DOI: 10.1055/s-0037-1605619
Vorträge
Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Methamphetaminkonsum in Mitteldeutschland: Eine qualitative Studie zu Konsumentengruppen und -motiven aus Expertensicht

L Hoffmann
1   Institut für Medizinische Soziologie, Halle (Saale)
,
N Schumann
1   Institut für Medizinische Soziologie, Halle (Saale)
,
M Richter
1   Institut für Medizinische Soziologie, Halle (Saale)
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Publication History

Publication Date:
01 September 2017 (online)

 

Einleitung:

Der Konsum von Methamphetamin weist in den letzten Jahren weltweit hohe Steigerungsraten auf. Ziel der Studie ist es zu explorieren, mit welchen Konsumentengruppen und -motiven von Methamphetamin die Experten der Beratungs- und Behandlungseinrichtungen in Deutschland konfrontiert sind und worin sie sich von anderen Suchterkrankten unterscheiden.

Methodik:

Zunächst wurden 39 semi-strukturierte Einzelinterviews mit Experten verschiedener Versorgungsbereiche geführt. Anschließend wurden die Ergebnisse der Interviews in zwei professionsübergreifenden Fokusgruppen diskutiert und validiert. Das gesamte Datenmaterial wurde digital aufgezeichnet, transkribiert und mithilfe des interpretativen Verfahrens nach Meuser & Nagel analysiert.

Ergebnisse:

Es konnten drei prägnante Konsumentengruppen identifiziert werden: (1) Eltern mit Kindern, Schwangere und Frauen, (2) junge Konsumenten bzw. „Früheinsteiger“ sowie (3) ältere Konsumenten bzw. „Späteinsteiger“. Als Hauptmotiv für den Methamphetaminkonsum beschreiben die Experten die Leistungssteigerung. Weitere Konsummotive sind z.B. die Bewältigung verschiedenster Belastungssituationen, Krisen- und Traumabewältigung sowie der Konsum zur Freizeitgestaltung.

Schlussfolgerung:

Übereinstimmend mit internationalen Befunden zeigen die vorliegenden Ergebnisse, dass es unter den Crystal Meth Konsumenten verschiedene soziale Gruppen und breit gefächerte Motivlagen gibt, die sich teils von Konsumenten anderer illegaler Substanzen unterscheiden. Für die Beratungs- und Behandlungsangebote bedeutet dies, sich künftig diesen Konsumgruppen und -motiven anzupassen und Versorgungsangebote bedarfsorientiert auszubauen.