Gesundheitswesen 2017; 79(08/09): 656-804
DOI: 10.1055/s-0037-1605626
Vorträge
Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Erhebung der Mundgesundheit bei Geflüchteten – eine erste Bestandsaufnahme

W Winkelmann
1   Universitätsklinikum Schleswig-Holstein, Campus Lübeck, Institut für Allgemeinmedizin, Lübeck
,
J Steinhäuser
1   Universitätsklinikum Schleswig-Holstein, Campus Lübeck, Institut für Allgemeinmedizin, Lübeck
,
K Götz
1   Universitätsklinikum Schleswig-Holstein, Campus Lübeck, Institut für Allgemeinmedizin, Lübeck
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Publication History

Publication Date:
01 September 2017 (online)

 

Fragestellung:

Bisher ist über die Mundgesundheit der angekommenen Flüchtlinge in Deutschland nichts bekannt. Bereits am 24.02.2016 verkündete die Deutsche Gesellschaft für Zahn-, Mund- und Kieferheilkunde, dass es dringend erforderlich ist, den Status quo der Mundgesundheit dieser Gruppe zu ermitteln. Die vorliegende Studie hatte zum Ziel die Mundgesundheit von Geflüchteten zu evaluieren und die eventl. aufkommenden Behandlungskosten abzuschätzen.

Methodik:

Das zahnmedizinische Screening der Geflüchteten erfolgte auf freiwilliger Basis in den Gemeinschaftsunterkünften in einem Landkreis durch eine Zahnärztin (WW) mit Unterstützung eines Sprachmittlers. Nach erfolgter Aufklärung wurde ein Fragebogen mit zehn Fragen zur Mundgesundheit sowie einer visuellen Schmerzskala (1 keine Schmerzen bis 10 sehr starke Schmerzen) ausgegeben. Im Anschluss erfolgt die Beurteilung des Dentalstatus. Alle 32 Zähne wurden mit ihren fünf Flächen im Seitenzahnbereich bzw. fünf Flächen im Frontzahnbereich, den Wurzeln und Zahnhälsen dargestellt. Das Screening läuft seit Juli 2016 und ist bis Juni 2017 geplant.

Ergebnisse:

Bisher liegen Daten von 80 Geflüchteten vor, die vor allem aus den Herkunftsländern Syrien, Irak und Afghanistan stammten. Ein Großteil der Personen war männlich. Der erste Kontakt mit einem Zahnarzt erfolgte häufig erst im Erwachsenenalter. Die Geflüchteten gaben häufig an, an Zahnschmerzen zu leiden. Die Erhebung des Dentalstatus zeigte, dass sowohl der Seitenzahnbereich als auch der Frontzahnbereich häufig von Karies befallen war und bereits Zähne fehlten. Der DMFT-Index sowie die prognostizierten Behandlungskosten werden nach Abschluss des Screenings berechnet.

Schlussfolgerungen:

Mit dem zahnmedizinischen Screening kann ein erster Einblick zur Mundgesundheit von Geflüchteten in Deutschland gewonnen werden. Zu dem kann dadurch der Bedarf an zahnmedizinischer Versorgung abgeschätzt und anstehende Kosten prognostiziert werden.