Gesundheitswesen 2017; 79(08/09): 656-804
DOI: 10.1055/s-0037-1605631
Vorträge
Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Das Job Demands-Resources Modell: Eine Befundintegration

B Gusy
1   FU Berlin (FB Erwiss. & Psych.), Berlin
,
T Lesener
1   FU Berlin (FB Erwiss. & Psych.), Berlin
,
C Wolter
1   FU Berlin (FB Erwiss. & Psych.), Berlin
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Publication History

Publication Date:
01 September 2017 (online)

 

Fragestellung:

Das Job Demands-Resources Modell (JD-R) ist das derzeit wohl populärste Konzept zum Verständnis, wie tätigkeitsbezogene Merkmale der Arbeit die mentale Gesundheit und organisationale Indikatoren wie Leistung beeinflussen. Eine studienübergreifende Bestätigung der Wirkannahmen im Längsschnitt steht noch aus.

Untersuchungsdesign:

In einem metaanalytischen Review wurden eine Qualitätsbewertung inhaltlicher/methodischer Merkmale von Längsschnittstudien zum JD-R durchgeführt sowie die zentralen Wirkannahmen – der gesundheitsbeeinträchtigende und der motivationale Pfad – in metaanalytischen Strukturgleichungsmodellen geprüft.

Ergebnisse:

Von den 47 identifizierten Längsschnittstudien wiesen acht (17%) deutliche methodische Mängel auf, neun (19%) wurden als qualitativ hochwertig eingestuft. Aus den aggregierten Effektstärken wurden konkurrierende Strukturgleichungsmodelle formuliert (Stabilitäts-, theoriekonformes und reziprokes Modell) und ihr Zuwachs in den Gütemaßen auf Signifikanz geprüft. Studienübergreifend konnten die zentralen Wirkannahmen (gesundheitsbeeinträchtigender und motivationaler Pfad) bestätigt. Die Modelle mit reziproken Wirkannahmen waren am besten mit den Daten vereinbar.

Limitationen:

Die Analysen waren auf die Zusammenhänge zwischen Tätigkeitsmerkmalen und mentaler Gesundheit (Burnout, Arbeitsengagement) begrenzt. Personale Ressourcen, Job Crafting wie auch langfristige Folgen (Leistung, Gesundheit) wurden nicht berücksichtigt.

Implikationen:

Längsschnittstudien mit mehr Intervallen sind erforderlich um die dynamischen Annahmen z.B. zu Job Crafting prüfen zu können. Organisationen sind gut beraten nicht nur Gesundheitsbeeinträchtigungen ihrer Beschäftigten zu vermeiden, sondern gleichwohl das Arbeitsengagement durch Ressourcenausbau zu stärken.

Relevanz:

Der Beitrag fokussiert das derzeit populärste arbeitspsychologische Modell und nutzt zu dessen Validierung einen innovativen methodischen Zugang.