Gesundheitswesen 2017; 79(08/09): 656-804
DOI: 10.1055/s-0037-1605632
Vorträge
Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Depressive Symptome im Alter: Der Einfluss von sozialer Isolation und außerhäuslicher körperlicher Aktivität

F Herbolsheimer
1   Universität Ulm, Institut für Geschichte, Theorie und Ethik der Medizin, Ulm
,
R Peter
1   Universität Ulm, Institut für Geschichte, Theorie und Ethik der Medizin, Ulm
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Publication History

Publication Date:
01 September 2017 (online)

 

Fragestellung:

Die Struktur sozialer Netzwerke und das Gesundheitsverhalten haben eine starke Wirkung auf die Entwicklung von depressiven Symptomen bei älteren Personen. Somit sollten beide Faktoren bei der Analyse depressiver Symptome berücksichtigt werden. Diese Studie untersucht den Zusammenhang von sozialer Isolation und depressiven Symptomen. Darüber hinaus wird die Rolle der außerhäuslichen körperlichen Aktivität untersucht.

Methoden:

Die Stichprobe besteht aus einer Sub-Stichprobe der ActiFE-Studie von 292 älteren Erwachsenen, die nach dem Zufallsprinzip ausgewählt wurden. Alle Probanden nahmen an der ersten Befragung 2009/2010 (t1) als auch drei Jahre später 2012/2013 (t2) teil. Soziale Isolation wurde mit der Kurzform der „Lubben Social Network Scale“ (LSNS-6) untersucht. Die körperliche Aktivität (t1) wurde über einen Zeitraum von einer Woche mit einem Akzelerometer gemessen. Zur Unterscheidung von außerhäuslicher und innerhäuslicher körperlicher Aktivität wurde gleichzeitig Tagebuch geführt, um den Akzelerometerwerten die Art der Aktivität (innerhäuslich/außerhäuslich) zuzuordnen.

Ergebnisse:

Eine Pfadanalyse mit dem cross-lagged Design unterstützte ein Modell, in dem soziale Isolation von Freunden/Nachbarn zum Zeitpunkt 1 indirekt über außerhäusliche körperliche Aktivität auf depressive Symptome (t2) wirkt. Außerhäusliche körperliche Aktivität (t1) war einerseits negativ mit sozialer Isolation von Freunden (t1) assoziiert und negativ mit depressiven Symptome (t2) verbunden.

Schlussfolgerungen:

Die Ergebnisse deuten auf die Beziehung von sozialen Isolation und depressiven Symptomen hin. Sie unterstützen die Annahme, dass soziale Isolation negative Effekte auf depressive Symptome hat. Diese Studie erweitert bisherige Forschung, indem sie die wichtige und vermittelnde Funktion der außerhäuslichen körperlichen Aktivität in Bezug auf depressive Symptome bei älteren Personen aufzeigt.