Gesundheitswesen 2017; 79(08/09): 656-804
DOI: 10.1055/s-0037-1605662
Vorträge
Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Stoffwechseleinstellung und kardiovaskuläre Ereignisse bei Typ-2-Diabetes. Befunde aus dem Disease-Management-Programm in Nordrhein

B Hagen
1   Zentralinstitut für die kassenärztliche Versorgung in Deutschland, DMP-Projektbüro, Köln
,
S Groos
1   Zentralinstitut für die kassenärztliche Versorgung in Deutschland, DMP-Projektbüro, Köln
,
J Kretschmann
1   Zentralinstitut für die kassenärztliche Versorgung in Deutschland, DMP-Projektbüro, Köln
,
C Macare
1   Zentralinstitut für die kassenärztliche Versorgung in Deutschland, DMP-Projektbüro, Köln
,
A Weber
1   Zentralinstitut für die kassenärztliche Versorgung in Deutschland, DMP-Projektbüro, Köln
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Publication History

Publication Date:
01 September 2017 (online)

 

Einleitung:

Eine gute Stoffwechseleinstellung zu erreichen ist ein Ziel des Disease-Management-Programms (DMP) Diabetes mellitus Typ 2. Eine deutliche Absenkung des HbA1c unter Einsatz von Insulin erhöht aber das Risiko für das Auftreten schwerer Stoffwechselentgleisungen. Deshalb ist zu überprüfen, inwieweit die Patienten im DMP von niedrigen HbA1c-Werten im Hinblick auf die Reduktion des Risikos für kardiovaskuläre Ereignisse (hier: nicht tödliche Herzinfarkte und Schlaganfälle) profitieren.

Methodik:

Auf Basis der 528.064, im Jahr 2015 im DMP Diabetes Typ 2 in Nordrhein betreuten Patienten wurde die Stoffwechseleinstellung, die Häufigkeit schwerer Stoffwechselentgleisungen sowie die Inzidenz nicht tödlicher Herzinfarkte und Schlaganfälle zwischen 2011 und 2015 untersucht. Der Einfluss der Stoffwechseleinstellung auf das Neuauftreten der kardiovaskulären Ereignisse wurde in multivariaten logistischen Regressionsmodellen unter Kontrolle von Alter, Geschlecht, Betreuungszeit, Blutdruck und Komorbidität geschätzt.

Ergebnisse:

Fast die Hälfte (47%) aller Patienten haben einen HbA1c ≤6,5% und nur 9% einen > 8%. 75% der Patienten < 70 Jahre erreichen einen HbA1c-Wert ≤7,5%, 89% der Patienten ≥70 Jahre einen ≤8%. Sowohl die deutlichsten Absenkungen hoher HbA1c-Werte wie auch die größte Zahl schwerer Hypoglykämien werden bei einer antidiabetischen Therapie unter Einschluss von Insulin beobachtet (nur Insulin 219, Insulin plus orale Antidiabetika 166 Fälle pro 10.000 Patienten). Eine schlechte Stoffwechseleinstellung erweist sich jedoch als bedeutender Prädiktor für das Neuauftreten von Herzinfarkten (> 8,5% vs. ≤6,5%: OR 2,1; 95-%-CI 1,9 – 2,3) und Schlaganfällen (OR 2,0; 95-%-CI 1,8 – 2,2).

Schlussfolgerung:

Die im DMP beobachtete Stoffwechseleinstellung deutet auf das Risiko einer möglichen Übertherapie hin. Es gelingt allerdings bei Patienten mit niedrigen HbA1c-Werten das Risiko für das Neuauftreten kardiovaskulärer Ereignisse substanziell zu senken.