Gesundheitswesen 2017; 79(08/09): 656-804
DOI: 10.1055/s-0037-1605666
Vorträge
Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Versorgungsqualität auf deutschen Intensivstationen – Ergebnisse der DACAPO-Studie

M Brandl
1   Universität Regensburg, Medizinische Soziologie, Regensburg
,
S Brandstetter
1   Universität Regensburg, Medizinische Soziologie, Regensburg
,
F Dodoo-Schittko
1   Universität Regensburg, Medizinische Soziologie, Regensburg
,
S Blecha
2   Universitätsklinikum Regensburg, Klinik für Anästhesiologie, Regensburg
,
T Bein
2   Universitätsklinikum Regensburg, Klinik für Anästhesiologie, Regensburg
,
C Apfelbacher
1   Universität Regensburg, Medizinische Soziologie, Regensburg
› Author Affiliations
Further Information

Publication History

Publication Date:
01 September 2017 (online)

 

Fragestellung:

Wie stellt sich die Qualität der Versorgung (Struktur-und Prozessqualität) auf deutschen Intensivtherapiestationen (ITS) dar, in denen Patienten mit ARDS (acute respiratory distress syndrome) behandelt werden?

Methoden:

In einer querschnittlichen Erhebung in 62 ITS, welche Patienten in die DACAPO Studie („Surviving ARDS: the influence of quality of care and individual patient characteristics on health-related quality of life“) eingeschlossen haben, wurden mittels eines Fragebogens allgemeine Struktur- und Prozessindikatoren erfragt. Diese basieren auf Empfehlungen der Deutschen Interdisziplinären Vereinigung für Intensiv- und Notfallmedizin (DIVI). Hinzu kam die Erfassung von ARDS-spezifischen Prozessmerkmalen. Die Daten wurden deskriptiv mit SPSS 24 (IBM Statistics) ausgewertet.

Ergebnisse:

48% der ITS gehörten Universitätsklinika an und 18% waren an Krankenhäusern der Maximalversorgung angesiedelt. Der Anteil der Fachärzte an der Gesamtzahl der Arztstellen lag im Median (Md) bei 43% (Interquartilbereich (IQB) 33 – 59%). Die Zusatzweiterbildung „Intensivmedizin“ hatten 95% der Ärzte in Leitungsposition. Auf jede ärztliche Vollzeitstelle kamen im Median 1,5 Betten (IQR 1,2 – 1,8). Innerhalb aller Pflegenden lag der Anteil an Fachpflegenden mit der Weiterbildung „Anästhesie und Intensivmedizin“ zwischen 25% und 81% (Md 35%, IQR 34 – 62%). Im Median kamen auf jede Pflegevollzeitstelle 0,4 Betten (IQB 0,3 – 0,4). Regelmäßige Visiten mit Pharmakologen wurden in 51%, mit Mikrobiologien in 68% der ITS durchgeführt. Auf 90% der ITS wurden die meisten für ARDS empfohlenen Behandlungskonzepte (z.B. das Konzept „nicht-invasive Beatmung“) umgesetzt.

Schlussfolgerungen:

Während die personelle Ausstattung mehrheitlich den Empfehlungen der DIVI entspricht, gibt es z.B. innerhalb der personellen Qualifikationen große Variabilität und damit Verbesserungspotential. Auch die Versorgungsprozessqualität bleibt hinter den Anforderungen zurück und erscheint insgesamt als optimierbar.