Gesundheitswesen 2017; 79(08/09): 656-804
DOI: 10.1055/s-0037-1605677
Vorträge
Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

KID 0 – 3: Die deutsche Prävalenzstudie über Belastungen in den Familien

D Salzmann
1   Deutsches Jugendinstitut e.V., Familie und Familienpolitik, München
,
A Eickhorst
1   Deutsches Jugendinstitut e.V., Familie und Familienpolitik, München
,
B Fullerton
1   Deutsches Jugendinstitut e.V., Familie und Familienpolitik, München
,
S Lorenz
1   Deutsches Jugendinstitut e.V., Familie und Familienpolitik, München
,
C Liel
1   Deutsches Jugendinstitut e.V., Familie und Familienpolitik, München
,
A Schreier
1   Deutsches Jugendinstitut e.V., Familie und Familienpolitik, München
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Publication History

Publication Date:
01 September 2017 (online)

 

In Deutschland fehlen Daten zu Häufigkeiten von Risikofaktoren bezüglich Misshandlungen und Vernachlässigungen von Kindern im Alter von 0 – 3 Jahren. Daher hat das Nationale Zentrum Frühe Hilfen in der Studie KiD 0 – 3 (Kinder in Deutschland) die Verteilung von Risikofaktoren erhoben. In diesem Vortrag wird die Forschungsfrage untersucht: Wie hoch ist die Prävalenz von Risikofaktoren für Misshandlungen und Vernachlässigungen in Abhängigkeit von Bildung?

Im Jahr 2015 wurde die repräsentative Studie KID 0 – 3 mittels Fragebogen bundesweit in pädiatrischen Arztpraxen (271) durchgeführt. Die Studienpopulation umfasste alle Familien, die mit ihrem Kind zu den Vorsorgeuntersuchungen U3–U7a kamen. Die Eltern machten unter anderem Selbstangaben zur Soziodemografie sowie den Belastungsfaktoren Gewalterfahrung, Depressionsrisiko, Explosivität (innere Wut), Häufigkeit lautstarker Auseinandersetzungen, Schlafprobleme des Kindes und Erziehungsstress. Die ausgeübte Gewalt gegenüber Kindern wurde mittels Items der National Society for the Prevention of Cruelty to Children erhoben. Die Datenanalyse umfasste deskriptive Statistiken und Chi-Quadrat-Tests.

Insgesamt nahmen 8063 Eltern an der Studie teil. Es zeigte sich, dass Familien mit einer niedrigen Bildung der Hauptbezugsperson (nach ISCED) bezüglich der Risikofaktoren Gewalterfahrung, hohes Depressionsrisiko, häufige lautstarke Auseinandersetzungen sowie elterliche Stressbelastung höher belastet waren als Familien mit einer mittleren bzw. hohen Bildung. Die Explosivität ist in den Bildungsgruppen nahezu gleich verteilt. Familien mit einer hohen Bildung sind öfter von Kindern mit Schlafproblemen belastet als Familien mit niedriger oder mittlerer Bildung. Eine Kumulation von Risikofaktoren geht mit einer höheren Wahrscheinlichkeit von Misshandlungen und Vernachlässigungen einher.

Die Studie KID 0 – 3 zeigt die Prävalenz von Belastungen bei Familien mit Säuglingen und Kleinkindern sowie Präventionsmöglichkeiten der Frühen Hilfen auf.