Gesundheitswesen 2017; 79(08/09): 656-804
DOI: 10.1055/s-0037-1605678
Vorträge
Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Diabetesberatung auf Rädern – Erste Ergebnisse eines Präventionsprojektes bei türkischstämmigen Bürger*innen und der ländlichen Bevölkerung

AC Makowski
1   Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf, Institut für Medizinische Soziologie, Hamburg
,
C Kofahl
1   Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf, Institut für Medizinische Soziologie, Hamburg
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Publication History

Publication Date:
01 September 2017 (online)

 

Einleitung:

Aufgrund unspezifischer oder fehlender Symptome gilt die Prävalenz von Typ-2-Diabetes (DM) als unterschätzt. Zur Vermeidung erhöhter Sterblichkeit und Entstehung von Folgeerkrankungen ist eine frühe Erkennung und Behandlung unerlässlich. Die „Diabetesberatung auf Rädern“ schließt eine Lücke in der Versorgung, indem sie ein Präventionsangebot direkt zu zwei vulnerablen Zielgruppen bringt: Menschen mit türkischem Migrationshintergrund und Personen in den (fach-)ärztlich unterversorgten ländlichen Regionen.

Methoden:

Ein mit Sofort-Diagnostik ausgestatteter Kleinbus fährt zielgruppenspezifische Settings an, klärt über Diabetes auf und führt ein Screening mittels FINDRISK-Bogen durch. Bei hohem Risiko werden Blutwerte (BZ, HbA1c, Lipide) überprüft. Ein telefonischer Kontakt soll im Nachgang ermitteln, ob bspw. ein Arzt aufgesucht wurde oder sich der Diagnoseverdacht bestätigt hat.

Ergebnisse:

Bisher fanden bundesweit mehr als 80 Einsätze des Info-Mobils statt. Insgesamt traten 2662 Personen in Kontakt mit dem Mobil, von denen N = 466 in die Studie eingeschlossen werden konnten und an der Erstbefragung teilnahmen (n = 171 mit türkischem Migrationshintergrund, n = 261 aus ländlichen Regionen, n = 34 mit anderem Migrationshintergrund). Telefonische Nachbefragungen ergaben in Abhängigkeit der Zielgruppe Neuentdeckungsraten zwischen 18%-33%. Bei 100 Teilnehmern bedeutet dies einen neu diagnostizierte DM in 2 – 3 Fällen.

Schlussfolgerungen:

Das Angebot der mobilen Diabetes-Beratung wird sehr gut angenommen, wobei die Besucherzahl je nach Region und Zielgruppe schwankt. Der relativ große Anteil von Interessenten mit erhöhtem Risiko oder neu entdecktem DM lässt vermuten, dass viele, die das Mobil aufsuchen, bereits einen Verdacht hegen, bisher aber noch keinen Arzt aufgesucht haben.