Gesundheitswesen 2017; 79(08/09): 656-804
DOI: 10.1055/s-0037-1605683
Vorträge
Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Ältere Abhängige illegaler Drogen: Ergebnisse einer empirischen Studie zur gesundheitlichen Situation und Exklusionserfahrungen

U Kuhn
1   Katholische Hochschule NRW, Deutsches Institut für Sucht- und Präventionsforschung, 50668
,
T Hoff
1   Katholische Hochschule NRW, Deutsches Institut für Sucht- und Präventionsforschung, 50668
,
L Hofmann
1   Katholische Hochschule NRW, Deutsches Institut für Sucht- und Präventionsforschung, 50668
,
J Becker
1   Katholische Hochschule NRW, Deutsches Institut für Sucht- und Präventionsforschung, 50668
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Publication History

Publication Date:
01 September 2017 (online)

 

Fragestellung:

Ältere Drogenabhängige sind aufgrund individueller Beeinträchtigungen und sozialer Benachteiligungen potenziell besonders von gesellschaftlicher Ausgrenzung bedroht (Kronauer, 2002). Ausgrenzungserfahrungen bestehen in mehreren Dimensionen, die sich wechselseitig verstärken können, u.a. in den Funktionssystemen Schul- und Berufsausbildung, Erwerbsarbeit und Partnerbeziehungen (Schmid, 2013). Die bisher vorliegenden Daten zur gesundheitlichen Situation zeigen neben Suchtproblemen zum Teil starke gesundheitliche Einschränkungen, die auch aufgrund der beschleunigten Krankheits- und Alterungsprozesse bei Drogenabhängigen mitbedingt sind. Ziel war die Untersuchung verschiedener Dimensionen körperlicher und psychischer Gesundheit von älteren Drogenabhängigen (45+) sowie von Exklusionsmerkmalen.

Methoden:

Im Rahmen einer Querschnittsanalyse wurden an drei ausgewählten Standorten (Köln/Düsseldorf; Koblenz und Frankfurt) 132 ältere Opiatabhängige (M = 52,3 Jahre; SD = 4,9) standardisiert zu Konstrukten gesundheitsbezogener Lebensqualität (SF-36), zu psychischen Beschwerden (BSI-53) sowie zu Hilfebedarfen befragt.

Ergebnisse:

Die Auswertung des SF-36 hat auf allen Skalen eine viel geringere Lebensqualität im Vergleich mit der Normpopulation ergeben. Auffällige Werte ergeben sich ebenfalls bei Betrachtung der psychischen Beschwerden (BSI): im Bereich der Gesamtbelastung (GSI) sowie der somatoformen Beschwerden. Die Mehrzahl der Befragten hat Ausgrenzungserfahrungen durch u.a. problematische Schulden (78,0%), im Bereich der Erwerbsarbeit (nicht berufstätig: 76,5%) und der Partnerbeziehung (alleinstehend: 75,0%). Die durchschnittliche Anzahl der Bereiche mit Exklusionserfahrung liegt bei 4,3 (SD = 1,3).

Schlussfolgerungen:

Hinsichtlich der vielfältigen Problemlagen stellt sich die Frage einer angemessenen Versorgung. Die multiplen Exklusionserfahrungen machen deutlich, dass Konzepte mit Bezug auf lediglich ein Funktionssystem zu kurz greifen (Schmid, 2013).