Gesundheitswesen 2017; 79(08/09): 656-804
DOI: 10.1055/s-0037-1605688
Vorträge
Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Diabetes mellitus in der Rehabilitation: Inanspruchnahme, regionale Aspekte und EM-Berentung im Zeitverlauf der Reha-Kohorten 2006 – 2013

C Schmidt
1   Robert Koch-Institut, Epidemiologie und Gesundheitsberichtserstattung, Berlin
,
J Baumert
1   Robert Koch-Institut, Epidemiologie und Gesundheitsberichtserstattung, Berlin
,
L Gabrys
1   Robert Koch-Institut, Epidemiologie und Gesundheitsberichtserstattung, Berlin
,
T Ziese
1   Robert Koch-Institut, Epidemiologie und Gesundheitsberichtserstattung, Berlin
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Publikationsverlauf

Publikationsdatum:
01. September 2017 (online)

 

Einleitung:

Diabetes mellitus ist für das Versorgungssetting der medizinischen Rehabilitation (Reha) von besonderer Relevanz. Zum einen sind mit der Erkrankung mikro- und makrovaskuläre Folgekomplikationen mit entsprechend erhöhten Rehabedarfen assoziiert. Zum anderen gilt die Reha als Lebensstilintervention, die speziell beim Erkrankungsbild des Typ-2 Diabetes (T2D) wichtige tertiärpräventive Inhalte vermittelt.

Folgende Fragestellungen werden untersucht:

  1. Wie entwickeln sich die Reha-Leistungen mit Diabetesdiagnose im Zeitverlauf der Reha-Kohorten 2006 – 2013?

  2. Sind die Inanspruchnahme von Reha-Leistungen mit Diabetesdiagnose mit der bevölkerungsbezogenen Diabetesprävalenz auf Bundeslandebene assoziiert?

  3. Bedeutet die Einschreibung in ein DMP-Programm bei Erstbehandlung T2D eine geringere Chance auf eine EM-Berentung?

Methodik:

Grundlage bildet der Datensatz zur Reha der Rentenversicherung. Die Analyse bezieht sich auf erwerbsfähige Personen im Alter 20 – 65 Jahren mit medizinischer Reha und mindestens einer ICD-Diagnose Diabetes im Entlassungsbericht. Die Inanspruchnahme auf Ebene der Bundesländer wird mit der aktuellen GEDA-Befragung des RKI rangkorreliert. Die Analyse zur EM-Berentung erfolgt mittels logistischer Regression.

Ergebnisse:

Die altersstandardisierte Reha-Inanspruchnahme je 100.000 aktiv Versicherte steigt im Zeitraum 2006 – 2013 bei Männern von 170 auf 212 und bei Frauen von 101 auf 130. Der Zusammenhang aus bundelandbezogener Reha- und Bevölkerungsprävalenz korreliert positiv mit einer Stärke > 0,8. Patienten mit T2D und DMP-Teilnahme zeigen im Vergleich zu Patienten ohne Teilnahme adjustiert für relevante Risikofaktoren eine um 23% geringere Chance einer EM-Berentung.

Schlussfolgerung:

Die Rehabilitation stellt einen Versorgungsbereich dar, der neben beruflichen Problemlagen auch regionale Krankheitsentwicklungen abbildet. Derzeit wird am RKI eine Diabetes-Surveillance aufgebaut, in die auch Aspekte des Rehageschehens einfließen sollen.