Gesundheitswesen 2017; 79(08/09): 656-804
DOI: 10.1055/s-0037-1605703
Vorträge
Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

CVSS Studie: Kardiale und vaskuläre Spätfolgen bei Langzeit-Überlebenden nach Krebs im Kindesalter

A Schneider
1   Universitätsmedizin Mainz, Institut für Medizinische Biometrie, Epidemiologie und Informatik, Mainz
,
H Merzenich
1   Universitätsmedizin Mainz, Institut für Medizinische Biometrie, Epidemiologie und Informatik, Mainz
,
S Eckerle
2   Universitätsmedizin Mainz, Zentrum für Kinder und Jugendmedizin, Mainz
,
J Faber
2   Universitätsmedizin Mainz, Zentrum für Kinder und Jugendmedizin, Mainz
,
P Wild
3   Universitätsmedizin Mainz, Gutenberg-Gesundheitsstudie Präventive Medizin und Medizinische Prävention, Mainz
,
A Wingerter
2   Universitätsmedizin Mainz, Zentrum für Kinder und Jugendmedizin, Mainz
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Publication History

Publication Date:
01 September 2017 (online)

 

Einleitung:

Nach einer Krebserkrankung im Kindesalter beträgt die 5 Jahres-Überlebenswahrscheinlichkeit bis zu 80%. Mit dem medizinischen Erfolg rücken mögliche kardiovaskuläre Spätfolgen in den Vordergrund. Amerikanische Studien haben gezeigt, dass die Prävalenz kardiovaskulärer Erkrankungen bei Langzeitüberlebenden von Krebs im Kindesalter höher ist als bei der Allgemeinbevölkerung. In Deutschland fehlt bisher eine entsprechende Untersuchung.

Methoden:

Die CVSS Studie ist eine Querschnittsstudie, die den möglichen Zusammenhang zwischen einer Krebserkrankung im Kindesalter und kardiovaskulärer Spätfolgen unter Berücksichtigung individueller Risikofaktoren untersucht. Für den Vergleich mit der Allgemeinbevölkerung werden u.a. Daten der bevölkerungsbezogenen Gutenberg Gesundheitsstudie (GHS) genutzt. Sowohl Prävalenzen als auch Risk Ratios (RR) kardiovaskulärer Erkrankungen (CVD) und Risikofaktoren werden berechnet.

Ergebnisse:

Die CVSS-Kohorte umfasst 951 Patienten. Die Gesamtprävalenz von CVD liegt bei 4,5%. Eine Analyse getrennt nach Geschlecht zeigt, dass CVSS-Teilnehmerinnen ein höheres Risiko für eine CVD haben als Teilnehmerinnen der GHS (RR: 2,76, 95% KI [1,77, 4,32]). Bei männlichen Teilnehmern konnte kein Effekt nachgewiesen werden (RR: 1,18 [0,68, 2,06]). Bei der Analysen kardiovaskulärer Risikofaktoren zeigt sich häufig nur bei Teilnehmerinnen der CVSS-Studie im Vergleich zu GHS-Teilnehmerinnen eine Risikoerhöhung (Hypertonie: Frauen = RR: 1,68 [1,33, 2,11], Männer = RR: 1,16 [0,99, 1,36], Dyslipidemie: Frauen = RR: 1,71 [1,36, 2,17], Männer = RR: 1,02 [0,89, 1,17], Diabetes: Frauen = RR: 2,60 [1,29, 5,27], Männer = RR: 0,99 [0,47, 2,09]).

Schlussfolgerung:

Es konnte gezeigt werden, dass Langzeitüberlebende einer Krebserkrankung im Kindesalter ein erhöhtes Risiko sowohl für kardiovaskuläre Erkrankungen als auch für einige der klassischen Risikofaktoren haben. Der Effekt ist bei Frauen gegenüber Männern stärker ausgeprägt.

DFG Förderungsnr: AOBJ:618249.