Gesundheitswesen 2017; 79(08/09): 656-804
DOI: 10.1055/s-0037-1605710
Vorträge
Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Psychosoziale Einflüsse auf das Outcome neurochirurgischer Operationen: Die Rolle der präoperativen Angst

S Goebel
1   Christian-Albrechts-Universität zu Kiel, Lehrstuhl für Klinische Psychologie und Psychotherapie, Kiel
,
M Köhler
1   Christian-Albrechts-Universität zu Kiel, Lehrstuhl für Klinische Psychologie und Psychotherapie, Kiel
,
E Steinmann
1   Christian-Albrechts-Universität zu Kiel, Lehrstuhl für Klinische Psychologie und Psychotherapie, Kiel
2   Klinik für Neurochirurgie des UKSH, Kiel
,
A Pedersen
1   Christian-Albrechts-Universität zu Kiel, Lehrstuhl für Klinische Psychologie und Psychotherapie, Kiel
,
HM Mehdorn
2   Klinik für Neurochirurgie des UKSH, Kiel
› Author Affiliations
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Publication History

Publication Date:
01 September 2017 (online)

 

Fragestellung:

Für viele Operationsarten wurde belegt, dass der postoperative Gesundheitszustand der PatientInnen nicht nur durch medizinische, sondern auch durch psychosoziale Faktoren bestimmt wird. Der präoperativen Angst scheint eine besondere Relevanz bei der Vorhersage des Operationserfolgs zuzukommen. Für neurochirurgische PatientInnen ist zwar belegt, dass diese häufig unter hohen, teilweise extremen Ängsten bzgl. der Operation leiden, bislang ist die Relevanz der Operationsangst im Hinblick auf das Outcome jedoch nicht untersucht. Dieses war Gegenstand der vorliegenden Studie.

Methoden:

In einer prospektiven Längsschnittstudie wurden 123 neurochirurgische PatientInnen vor und unmittelbar nach dem neurochirurgischen Eingriff untersucht. 70 PatientInnen nahmen zudem an einer Follow-up Untersuchung etwa 6 Monate nach dem Eingriff teil. Die Operationsangst wurde durch das State-Trait-Operationsangst-Inventar (STOA) erfasst. Als Outcome-Variablen wurden subjektive und objektive Maße eingeschlossen. Die Berechnungen erfolgten mithilfe von Regressionsanalysen.

Ergebnisse:

Eine höhere Operationsangst sagte ein höheres Ausmaß postoperativer psychosozialer Belastung vorher (z.B. HADS Depression, HADS Ängstlichkeit, SF-8 psychische Lebensqualität; p < 0,01). Diese blieb im Langzeitverlauf stabil. Eine hohe Operationsangst prädizierte zudem höhere Schmerzen in der perioperativen Phase sowie eine schlechtere körperliche Rekonvaleszenz im Verlauf. Weitere Analysen belegen die klinische Signifikanz der Befunde.

Schlussfolgerungen:

Dies ist die erste Studie, welche den zeitlich stabilen und den klinisch relevanten Einfluss der Operationsangst auf das Outcome neurochirurgischer Operationen belegt. Hiermit wurde ein relevanter Prädiktor identifiziert, der veränderbar und damit von hoher klinischer Relevanz ist. Zukünftige Untersuchungen sollten auf die effektive Identifikation von hoch ängstlichen PatientInnen und ihre Behandlung fokussieren.