Gesundheitswesen 2017; 79(08/09): 656-804
DOI: 10.1055/s-0037-1605717
Vorträge
Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Umgang mit Sprachbarrieren im ärztlichen Alltag – Interaktives Seminar zur Überwindung sprachlicher Barrieren im Arzt-Patientenkontakt

R Kimbel
1   Institut für Arbeits-, Sozial- und Umweltmedizin der Universitätsmedizin Mainz, Mainz
,
B Meyer
2   Johannes Gutenberg-Universität Mainz, Fachbereich Translations-, Sprach- und Kulturwissenschaft, Germersheim
,
F Evrin
2   Johannes Gutenberg-Universität Mainz, Fachbereich Translations-, Sprach- und Kulturwissenschaft, Germersheim
,
U Zier
1   Institut für Arbeits-, Sozial- und Umweltmedizin der Universitätsmedizin Mainz, Mainz
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Publication History

Publication Date:
01 September 2017 (online)

 

Einleitung:

Die Betreuung von Patienten, die über keine oder begrenzte Deutschkenntnisse verfügen, gehört zum ärztlichen Alltag. Eingeschränkte Kommunikationsmöglichkeiten zwischen Arzt und Patient stellen ein nicht zu unterschätzendes Risiko für eine unzureichende und/oder fehlerhafte Anamnese, Diagnosestellung und Therapieentscheidung dar. Der regelhafte Einsatz von professionellen Dolmetschern wäre wünschenswert. Da diese in den seltensten Fällen zur Verfügung stehen, werden im Rahmen einer Wahlpflichtveranstaltung weitere Lösungsansätze erschlossen.

Methodik:

In Kooperation mit dem Fachbereich Translationswissenschaften wurde eine 16-stündige Unterrichtseinheit mit Seminarcharakter entwickelt und Studierenden aus beiden Fachbereichen im Wintersemester 2016/2017 angeboten. Nach einer Einführung in die Grundlagen interkultureller und dolmetschergestützter Kommunikation einschließlich rechtlicher Aspekte wurden gemeinsam verschiedene Wege zum produktiven Umgang mit der Herausforderung der Anamnese und Patientenaufklärung bei Sprachbarrieren erarbeitet, diskutiert und praktisch erprobt. Zur weiteren Sensibilisierung wurden Gesprächsmöglichkeiten für Studierenden mit Vertreten aus der Praxis eröffnet.

Ergebnisse:

25 Studierende beider Fachrichtungen nahmen am Wahlpflichtfach im Laufe der Unterrichtswoche teil und erarbeiteten sich im Bewusstsein von Möglichkeiten und Grenzen verschiedener Kommunikationshilfen ein Repertoire an Ansätzen zum Umgang mit Sprachbarrieren in verschiedenen Kommunikationssituationen. Das Feedback der Studierenden war durchgehend positiv.

Diskussion:

Medizinstudium und Facharztweiterbildung bereiten bislang unzureichend auf die im ärztlichen Alltag auftretenden Sprachbarrieren vor. Medizinstudierende sollten bereits während ihres Studiums auf diese Situation vorbereitet werden und lernen, mit dieser Herausforderung Situation fachgerecht und alltagspraktisch umzugehen.