Gesundheitswesen 2017; 79(08/09): 656-804
DOI: 10.1055/s-0037-1605735
Vorträge
Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Muster von gesundheitsriskanten Verhaltensweisen und Depressivität bei Patienten der primärmedizinischen Versorgung

C Meyer
1   Universitätsmedizin Greifswald, Institut für Sozialmedizin und Prävention, Greifswald
2   Deutsches Zentrum für Herz-Kreislauf-Forschung e.V., Greifswald
,
J Poser
1   Universitätsmedizin Greifswald, Institut für Sozialmedizin und Prävention, Greifswald
,
K Krause
1   Universitätsmedizin Greifswald, Institut für Sozialmedizin und Prävention, Greifswald
,
HJ Rumpf
3   Universität zu Lübeck, Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie, Lübeck
,
A Batra
4   Universität Tübingen, Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie, Tübingen
,
U John
1   Universitätsmedizin Greifswald, Institut für Sozialmedizin und Prävention, Greifswald
2   Deutsches Zentrum für Herz-Kreislauf-Forschung e.V., Greifswald
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Publication History

Publication Date:
01 September 2017 (online)

 

Einleitung:

Ein Großteil der Krankheitslast ist Verhaltensrisiken zuzuschreiben. Epidemiologische Daten zeigen, dass bei der Mehrheit der Allgemeinbevölkerung multiple gesundheitsriskante Verhaltensweisen vorliegen. Gleichzeitig sind Depressive Störungen hoch prävalent und mit einer reduzierten Lebenserwartung assoziiert. Im vorliegenden Beitrag sollen Muster des Gesundheitsverhaltens identifiziert und deren Assoziation mit Depressivität exploriert werden.

Methodik:

In einem Projekt des BMBF Forschungsverbundes AERIAL (FKZ01EE1406F) wurden 2886 konsekutive Patienten (Teilnahmerate 88,6%) in Krankenhäusern und hausärztlichen Praxen zur Bestimmung von Übergewicht/Adipositas, Obst- und Gemüsekonsums, Tabakrauchen, Alkoholkonsum und körperlicher Aktivität befragt. Das Vorliegen einer subklinischen bzw. klinisch relevanten Depression wurde mittels Patient Health Questionnaire depression scale (PHQ-8) erfasst. In einem ersten Analyseschritt wurde unter Berücksichtigung der Verhaltensindikatoren ein passendes latentes Klassenmodell ermittelt. In einem zweiten Schritt wurde das Strukturgleichungsmodell um Depressivität und weitere soziodemografische Merkmale als Prädiktoren der latenten Klassen erweitert.

Ergebnisse:

Die beste Modellpassung ergab sich für eine Dreiklassenlösung, die zwischen Patienten mit gesundem Lebensstil (35%), gesundheitsriskantem Lebensstil mit Übergewicht/Inaktivität (35%) und einem Lebensstil mit gesundheitsriskantem Substanzkonsum (29%) differenzierte. Beide gesundheitsriskanten Lebensstile waren durch geringen Obst- und Gemüsekonsum gekennzeichnet. Für die Klasse „gesunder Lebensstil“ fand sich eine geringere Depressivität verglichen mit der Klasse „Übergewicht/Inaktivität“ (subklinische Depressivität: RRRadj 1,86; p = 0,02) und „riskanter Substanzkonsum“ (klinische Depressivität: RRRadj 1,87; p = 0,01).

Schlussfolgerungen:

Die Reduktion von Depressivität stellt einen möglichen Ansatzpunkt für multibehaviorale Interventionen dar.