Gesundheitswesen 2017; 79(08/09): 656-804
DOI: 10.1055/s-0037-1605748
Vorträge
Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Die unerkannten Gesundheitsfolgen im informellen handwerklichen Goldbergbau

M Tobollik
1   Umweltbundesamt, Fachgebiet Expositionsschätzung und gesundheitsbezogene Indikatoren, Berlin
2   Universität Bielefeld, Fakultät für Gesundheitswissenschaften, Bielefeld
,
N Steckling
2   Universität Bielefeld, Fakultät für Gesundheitswissenschaften, Bielefeld
3   Klinikum der Universität München, Institut und Poliklinik für Arbeits-, Sozial- und Umweltmedizin, München
,
D Plaß
1   Umweltbundesamt, Fachgebiet Expositionsschätzung und gesundheitsbezogene Indikatoren, Berlin
,
C Hornberg
2   Universität Bielefeld, Fakultät für Gesundheitswissenschaften, Bielefeld
,
B Ericson
4   Pure Earth, New York
,
R Fuller
4   Pure Earth, New York
,
S Böse-O'Reilly
3   Klinikum der Universität München, Institut und Poliklinik für Arbeits-, Sozial- und Umweltmedizin, München
› Author Affiliations
Further Information

Publication History

Publication Date:
01 September 2017 (online)

 

Einleitung:

Gold ist einer der begehrtesten Rohstoffe weltweit. Ein großer Teil des Goldes stammt aus dem handwerklichen Kleingoldbergbau. In rund 70 Ländern wird unter informellen und teilweise illegalen Umständen Gold mithilfe von Quecksilber abgebaut. Während des Arbeitsprozesses gelangen beträchtliche Mengen des Quecksilbers in die Umwelt. Quecksilber kann zu irreversiblen Gesundheitsschäden wie neurologischen Einschränkungen oder chronischer metallischer Quecksilbervergiftung (CMQ) führen. Ziel dieser Studie war es, die Krankheitslast von CMQ zu berechnen, die auf die handwerkliche Goldgewinnung im Kleinbergbau zurückgeht.

Methode:

Die Anzahl der betroffenen Arbeitenden wurde der Literatur entnommen. Die Prävalenz von CMQ wurde anhand von Humanbiomonitoring- (HBM) und Gesundheitsdaten von 677 Personen aus 5 Ländern geschätzt und mit HBM-Daten aus der Literatur von rund 2.500 Betroffenen aus 14 Ländern untermauert. Der resultierende Prävalenzschätzer wurde mit der Anzahl der Arbeitenden sowie mit einem Gewichtungsfaktor für die Erkrankungsschwere multipliziert. Das Ergebnis sind die Lebensjahre, die in eingeschränkter Gesundheit (Years lived with disability, YLD) verlebt werden.

Ergebnis:

Von den weltweit 14 – 19 Millionen Kleingoldbergbauarbeitenden ist ungefähr jede/r vierte chronisch vergiftet. Die Krankheitslast dieser Bevölkerungsgruppe beträgt 1,22 bis 2,39 Millionen YLDs. Aufgrund der Unvollständigkeit der Daten wurden verschiedene Szenarien gerechnet, die sich in dem Unsicherheitsintervall von 0,87 bis 3,14 Millionen YLDs widerspiegeln.

Diskussion:

Trotz fehlender offizieller Angaben zur Anzahl der Betroffenen und ihrem Gesundheitszustand, konnte mit den vorliegenden Daten eine grobe Schätzung der globalen Krankheitslast durch CMQ vorgenommen werden. Die Ergebnisse unterstreichen die erforderlichen regulierenden Umwelt- und Gesundheitsschutzmaßnahmen im handwerklichen Kleingoldbergbau. Die finanzielle Förderung der Studie durch Pure Earth sei dankend erwähnt.