Gesundheitswesen 2017; 79(08/09): 656-804
DOI: 10.1055/s-0037-1605752
Vorträge
Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Frailty, Multimorbidität und körperliche Lebensqualität im Alter in der Studie zur Gesundheit Erwachsener in Deutschland (DEGS1)

J Fuchs
1   Robert Koch-Institut, Abteilung für Epidemiologie und Gesundheitsmonitoring, Berlin
,
MA Busch
1   Robert Koch-Institut, Abteilung für Epidemiologie und Gesundheitsmonitoring, Berlin
,
C Scheidt-Nave
1   Robert Koch-Institut, Abteilung für Epidemiologie und Gesundheitsmonitoring, Berlin
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Publication History

Publication Date:
01 September 2017 (online)

 

Einleitung:

Gebrechlichkeit (Frailty) gilt unabhängig von Multimorbidität (MM) als insgesamt eingeschränkte Funktionsreserve, die ältere Menschen anfällig für akute Verschlechterungen des Gesundheitsheitszustands, Behinderungen oder Stürze machen. Wir fragten, inwieweit MM und Frailty mit Einschränkungen der Lebensqualität einhergehen.

Methodik:

Die Studienpopulation sind 1.674 Personen im Alter von 65 – 79 Jahren aus DEGS1 mit vollständigen Angaben zu den Studienvariablen. Globale Limitationen in der Ausübung von Alltagsaktivitäten wurden über einen etablierten Indikator (GALI) und körperliche Aspekte von Lebensqualität (kQoL) über den körperlichen Summenscore des SF-36 operationalisiert. Kriterien nach Fried et al. (2004) lagen der Definition von Frailty und Pre-frailty zugrunde (Buttery et al. 2015). MM wurde definiert als das gleichzeitige Vorliegen von 3+ Erkrankungen. Prävalenzschätzungen [95% KI] und multivariable Regressionsmodelle (Beta; 95% KI) mit KQoL als Zielgröße erfolgten gewichtet mit Stata 14.1.

Ergebnisse:

Frail sind 3,0% [1,9 – 4,6) der Frauen und 2,6% [1,5 – 4,6] der Männer; pre-frail 38,9% [34,6 – 43,4] bzw. 35,2% [30,9 – 39,7]. MM haben 49,3% [44,7 – 53,8] der Frauen und 42,4% [37,8 – 47,2] der Männer; 11,3% [8,8 – 14,4] der Frauen und 10,4% [8,0 – 13,6] der Männer sind in Alltagsaktivitäten (GALI) eingeschränkt. Der Mittelwert der kQoL beträgt 44,5 [45,7 – 47,5] bei Frauen, und 46,6 [43,7 – 45,4] bei Männern. In multivariablen Regressionsmodellen sind Frailty (-12,8; -9,0 bis -16,7), GALI (-11,5; -9,6 bis -13,4) und MM (-7,7; -6,1 bis -9,4) unabhängige Determinanten von KQoL. Ein niedriger Sozialstatus (-4,2; -2,3 bis -6,0) ist ein weiterer unabhängiger Einflussfaktor der kQoL, während sich für Geschlecht und Alter keine signifikanten Einflüsse zeigen.

Schlussfolgerungen:

Bei älteren Menschen müssen neben Morbidität vor allem auch funktionelle Dimensionen von Gesundheit im Hinblick auf Erhalt und Stärkung gesundheitsbezogener Lebensqualität berücksichtigt werden.