Gesundheitswesen 2017; 79(08/09): 656-804
DOI: 10.1055/s-0037-1605759
Vorträge
Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Einflussfaktoren der Wahrnehmung einer empfohlenen Patientenschulung. Befunde aus den Disease-Management-Programmen in Nordrhein

B Hagen
1   Zentralinstitut für die kassenärztliche Versorgung in Deutschland, DMP-Projektbüro, Köln
,
S Groos
1   Zentralinstitut für die kassenärztliche Versorgung in Deutschland, DMP-Projektbüro, Köln
,
A Weber
1   Zentralinstitut für die kassenärztliche Versorgung in Deutschland, DMP-Projektbüro, Köln
,
J Kretschmann
1   Zentralinstitut für die kassenärztliche Versorgung in Deutschland, DMP-Projektbüro, Köln
,
C Macare
1   Zentralinstitut für die kassenärztliche Versorgung in Deutschland, DMP-Projektbüro, Köln
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Publication History

Publication Date:
01 September 2017 (online)

 

Einleitung:

Patienten im Umgang mit ihrer Erkrankung zu schulen ist ein gemeinsames Ziel aller Disease-Management-Programme (DMP), die auf einen eigenverantwortlichen, kompetenten Umgang mit der Erkrankung ausgerichtet sind. Innerhalb der DMP zu den Indikationen Diabetes mellitus Typ 2 (D2) und Typ 1 (D1) sowie Asthma bronchiale (Ab, für die letzten beiden: nur bei erwachsenen Patienten) wurde untersucht, welche Faktoren beim Wahrnehmen einer empfohlenen Schulung eine Rolle spielen.

Methodik:

Auf Basis von 221.274 (D2), 9.557 (D1) bzw. 37.538 (Ab) Patienten, denen bis 2015 im jeweiligen DMP in Nordrhein eine Schulung empfohlen wurde, erfolgte in separaten multivariaten logistischen Regressionsmodellen eine Analyse indikationsübergreifender sowie erkrankungsspezifischer Prädiktoren einer Schulungswahrnehmung im DMP-Zeitverlauf nach einer Empfehlung.

Ergebnisse:

Bei 56% (D2), 63% (D1) bzw. 54% (Ab) der Patienten ist in dem Zeitraum nach einer entsprechenden Empfehlung die Wahrnehmung einer Schulung dokumentiert. Als bedeutsamste Prädiktoren hierfür erweisen sich eine lange DMP-Betreuungsdauer (D2: OR 1,6; 95-%-CI 1,5 – 1,6; D1: OR 1,6; 95-%-CI 1,4 – 1,8; Ab: OR 1,9; 95-%-CI 1,8 – 2,0), weitere erfolgte Kontrolluntersuchungen wie solche der Netzhaut (D2: OR 1,3; 95-%-CI 1,3 – 1,3; D1: OR 1,5; 95-%-CI 1,3 – 1,6) und eine fachärztliche Betreuung der Patienten (D2: OR 1,1; 95-%-CI 1,0 – 1,1; D1: OR 1,4; 95-%-CI 1,2 – 1,6; Ab: OR 3,2; 95-%-CI 3,1 – 3,4). Männliche Patienten nehmen eine Schulung seltener wahr (D2: OR 0,9; 95-%-CI 0,9 – 0,9; D1: OR 0,9; 95-%-CI 0,8 – 1,0; Ab: OR 0,9; 95-%-CI 0,9 – 1,0).

Schlussfolgerung:

Die beobachteten Quoten der Schulungswahrnehmung sind – obwohl Patienten, die einer entsprechenden Empfehlung wiederholt nicht nachkommen, aus den Programmen ausgeschrieben werden – insgesamt noch als steigerungsfähig anzusehen. Positiv ist zu bewerten, dass sich eine lange DMP-Teilnahme auf diesen Indikator der Versorgungsqualität positiv auswirkt.