Gesundheitswesen 2017; 79(08/09): 656-804
DOI: 10.1055/s-0037-1605762
Vorträge
Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

„Das liegt an jedem selbst“ – Eine qualitative Studie zu Versorgungsungleichheiten aus Patientensicht

SL Schröder
1   Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg, Medizinische Fakultät, Institut für Medizinische Soziologie, Halle (Saale)
,
O Martin
1   Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg, Medizinische Fakultät, Institut für Medizinische Soziologie, Halle (Saale)
,
M Mlinarić
1   Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg, Medizinische Fakultät, Institut für Medizinische Soziologie, Halle (Saale)
,
M Richter
1   Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg, Medizinische Fakultät, Institut für Medizinische Soziologie, Halle (Saale)
› Author Affiliations
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Publication History

Publication Date:
01 September 2017 (online)

 

Fragestellung:

Soziale Ungleichheiten bestehen sowohl in der Gesundheit, als auch gesundheitlichen Versorgung. Studien, die mithilfe einer Patientenperspektive den Forschungsgegenstand selbst explorieren, liegen bislang nicht vor. Ziel der qualitativen Studie ist es, erstmalig die subjektive Wahrnehmung von Chancengleichheit in der gesundheitlichen Versorgung aus Patientensicht zu explorieren.

Methoden:

Teilstandardisierte Interviews mit 44 Patienten zwischen 59 und 80 Jahren, die 2014 und 2015 im Universitätsklinikum Halle/Saale geführt wurden, wurden analysiert. Die Datenauswertung erfolgte induktiv mithilfe der qualitativen Inhaltsanalyse.

Ergebnisse:

Ein Großteil (82%) der Patienten nimmt Benachteiligungen im gesundheitlichen Versorgungssystem wahr. Das Engagement der Patienten ist die am häufigsten genannte Ursache für Benachteiligungen, die jedoch von den Patienten nicht als ungerecht bewertet wird. Als Hauptursache für Versorgungsungleichheiten werden Zugangsprobleme zu Ärzten und der finanzielle Druck im Gesundheitssystem gesehen. Ungleichheiten wirken sich aus Sicht der Patienten vor allem im ambulanten Sektor (z.B. Wartezeiten, Zeitmangel) aus. Es zeigten sich keine relevanten Unterschiede in der Sichtweise zwischen Patienten mit hohem und niedrigem Sozialstatus.

Schlussfolgerungen:

Die Patienten nehmen mehrheitlich Benachteiligungen in der gesundheitlichen Versorgung wahr. Der Kompetenz, sich in der Gesundheitsversorgung orientieren und engagieren zu können, sowie dem Abbau von Zugangsbarrieren zum ambulanten Sektor wird aus Sicht der Patienten der größte Stellenwert beim Abbau von Versorgungsungleichheiten zugeschrieben.