Gesundheitswesen 2017; 79(08/09): 656-804
DOI: 10.1055/s-0037-1605763
Vorträge
Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Menschen mit Demenz im Krankenhaus – Vergleich eines Modellkonzepts mit der Regelversorgung

D Lüdecke
1   Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf, Institut für Medizinische Soziologie, Hamburg
,
C Kofahl
1   Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf, Institut für Medizinische Soziologie, Hamburg
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Publication Date:
01 September 2017 (online)

 

Einleitung und Fragestellung:

Der Großteil der Akutkrankenhäuser ist für Menschen mit Demenz nicht optimal vorbereitet. Demenzerkrankungen sind häufig Grund für den Einsatz freiheitsentziehender Maßnahmen oder ruhig stellender Medikamente. Das kann zur Verschlechterung des Gesundheitszustandes (z.B. als Folge von Stürzen und Delir) der Patienten führen. Daher wird in einem Hamburger Krankenhaus das Konzept einer Spezialstation erprobt, um diesen Problemen zu begegnen. Folgende Fragen werden behandelt: (1) Welche Faktoren hängen mit Sturzhäufigkeit und Fixierungsmaßnahmen von Patienten zusammen? (2) Bietet eine Spezialstation Vorteile gegenüber der Regelversorgung von Patienten mit Demenz?

Methoden:

In zwei Hambuger Krankenhäusern (Intervention = Spezialstation, Kontrolle = Regelversorgung) wurden über einen Zeitraum von 12 Monaten Daten von je ca. 300 Patienten mittels eines umfassenden Assessments (u.a. Barthel-Index, MMSE, QualiDem, PAS, Medikation, ...) durch geschulte Study Nurses erhoben. Mithilfe von Regressionsmodellen wurden Zusammenhänge zwischen Sturzhäufigkeit, Fixierungsmaßnahmen und verschiedenen Prädiktoren (Alter, Barthel-Index, Demenz-Schweregrad, Delir-Status, Multimorbidität) analysiert und zwischen den Krankenhäusern verglichen.

Ergebnisse:

Sturzhäufigkeiten unterscheiden sich kaum zwischen den Krankenhäusern (9% vs. 10%), Fixierungsmaßnahmen hingegen sehr deutlich: In 65% der Fälle in der Interventionsgruppe wurden Patienten nie fixiert, während es nur 44% in der Kontrollgruppe waren. Verweildauer, Barthel-Index und Patientenalter erweisen sich allgemein als auffälligste Prädiktoren.

Schlussfolgerungen:

Bei ähnlichen Patientenprofilen in den Krankenhäusern zeigt sich, dass erhöhte Sturzgefährdung eher kein Problem der Regelversorgung ist. Mangelnde Versorgungsqualität lässt vor allem anhand der Häufigkeit von Fixierungsmaßnahmen erkennen. Ein Konzept zur besonderen Versorgung von Patienten mit Demenz ermöglicht eine verbesserte Versorgung dieser Klientel.