Gesundheitswesen 2017; 79(08/09): 656-804
DOI: 10.1055/s-0037-1605768
Vorträge
Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

„Ein großer Fisch im kleinen Teich“: Bedeutung leistungsbezogener Referenzgruppenvergleiche für die Lebenszufriedenheit von SchülerInnen

K Heilmann
1   Institut für Medizinische Soziologie (IMS), Medizinische Fakultät, Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg, Halle (Saale)
,
M Herke
1   Institut für Medizinische Soziologie (IMS), Medizinische Fakultät, Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg, Halle (Saale)
,
M Richter
1   Institut für Medizinische Soziologie (IMS), Medizinische Fakultät, Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg, Halle (Saale)
,
K Rathmann
2   Rehabilitationssoziologie, Fakultät Rehabilitationswissenschaften, Technische Universität Dortmund, Dortmund
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Publication History

Publication Date:
01 September 2017 (online)

 

Einleitung:

In der Schule sind Heranwachsende häufig mit Vergleichsprozessen mit der Referenzgruppe konfrontiert. Bisherige Studien konnten zeigen, dass leistungsstärkere SchülerInnen („große Fische“) hinsichtlich ihres kognitiven Wohlbefindens profitierten, wenn sie in leistungsschwächeren Klassen („kleiner Teich“) unterrichtet wurden – bekannt als der sog. „Big-Fish-Little-Pond-Effect“ (BFLPE). Inwieweit die durchschnittliche Schulleistung in Schulklassen mit der Lebenszufriedenheit von leistungsstarken und leistungsschwachen SchülerInnen assoziiert ist, wurde bislang nicht empirisch überprüft und steht im Fokus des Beitrags.

Methodik:

Datengrundlage bildet das Nationale Bildungspanel (NEPS). Die Stichprobe umfasst 5.196 SiebtklässlerInnen, geschachtelt in 478 Klassen und 250 Sekundarschulen. Die Schulleistung in der Klasse wurde durch die Aggregation der individuellen schulischen Leistung (Schulnote in Deutsch/Mathematik) auf Klassenebene generiert. In mehrstufigen hierarchischen Regressionsmodellen wurde die Assoziation zwischen der durchschnittlichen Klassenleistung und der individuellen Lebenszufriedenheit, differenziert nach der individuellen Schulleistung, analysiert.

Ergebnisse:

Die Ergebnisse bestätigen die These des BFLPE: SchülerInnen mit besseren Schulleistungen, die in leistungsschwächeren Klassen lernen, weisen eine höhere Lebenszufriedenheit auf als leistungsschwächere MitschülerInnen. Dagegen berichten leistungsschwächere SchülerInnen, die in leistungsstärkeren Schulklassen beschult werden, eine niedrigere Lebenszufriedenheit.

Schlussfolgerungen:

Erstmals wurde der BFLPE hinsichtlich der differenziellen Bedeutung der durchschnittlichen Schulleistung in Schulklassen für die Lebenszufriedenheit von leistungsstarken und leistungsschwachen SchülerInnen in Deutschland geprüft. Insgesamt weist die Studie auf die Rolle von Vergleichsprozessen mit der Gleichaltrigengruppe für die Lebenszufriedenheit von Jugendlichen im Schulkontext hin.