Gesundheitswesen 2017; 79(08/09): 656-804
DOI: 10.1055/s-0037-1605812
Vorträge
Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Was hält Studierende gesund? Evidenzbasierte Ansatzpunkte für Studentisches Gesundheitsmanagement (SGM)

T Kötter
1   Universität zu Lübeck, Institut für Sozialmedizin und Epidemiologie, Lübeck
,
KU Obst
1   Universität zu Lübeck, Institut für Sozialmedizin und Epidemiologie, Lübeck
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Publication History

Publication Date:
01 September 2017 (online)

 

Fragestellung:

Studierende stellen eine besondere Risikogruppe für die Entwicklung stressbedingter Erkrankungen dar. Um diesem Trend zu begegnen, eignet sich das Konzept der Gesundheitsförderung besonders gut, bringen doch viele StudienanfängerInnen eine gute Gesundheit und Ressourcen zu deren Erhalt mit. Bisher ist die Evidenz hinsichtlich wirksamer gesundheitsfördernder Aktivitäten eher lückenhaft. Die Identifikation protektiver Faktoren für die Studierendengesundheit könnte ein erster Schritt zur Entwicklung eines umfassenden SGM sein.

Methoden:

Zur Identifikation protektiver Faktoren für die Studierendengesundheit laufen an der Universität zu Lübeck sowohl quantitative als auch qualitative Erhebungen. Im Rahmen einer Längsschnittstudie werden alle Studienanfänger für die Dauer ihres Studiums jährlich zur Gesundheit sowie potentiellen Prädiktoren befragt. Erste gesundheitsfördernde Interventionen wurden auf der Basis der Studienergebnisse implementiert und teils im Rahmen der Längsschnittstudie, teils im Rahmen experimenteller Studiendesigns evaluiert.

Ergebnisse:

Die Ergebnisse der Längsschnittstudie bestätigen die andernorts beobachtete Verschlechterung der Studierendengesundheit. Regelmäßige körperliche Aktivität, eine gesunde Distanzierungsfähigkeit und geringer ausgeprägter Perfektionismus zeigen sich als Prädiktoren für eine gute Gesundheit im Verlauf des Studiums. Qualitative Ergebnisse weisen auf Veränderungen im Curriculum und der Studienorganisation als erfolgversprechende Ansatzpunkte für ein SGM hin.

Schlussfolgerungen:

Ein wirksames SGM muss sowohl das Individuum als auch das die Rahmenbedingungen des Studiums in den Blick nehmen. Barrieren für eine gesunde Lebensweise sollten, beispielsweise durch ausreichend Zeit und Angebote für Bewegung und gesunde Ernährung, abgebaut werden. „Health in all policies“ sollte als Strategie in alle Bereiche der Hochschule Einzug halten und damit z.B. auch bei der Gestaltung und Reform von Curricula berücksichtigt werden.