Gesundheitswesen 2017; 79(08/09): 656-804
DOI: 10.1055/s-0037-1605819
Vorträge
Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Depressivität als Mediator zwischen Work-Family-Konflikt und Gedanken an vorzeitige Erwerbsaufgabe

JB du Prel
1   Universität Wuppertal, Lehrstuhl für Arbeitswissenschaft, Wuppertal
,
HM Hasselhorn
1   Universität Wuppertal, Lehrstuhl für Arbeitswissenschaft, Wuppertal
,
D Borchart
1   Universität Wuppertal, Lehrstuhl für Arbeitswissenschaft, Wuppertal
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Publication History

Publication Date:
01 September 2017 (online)

 

Einleitung:

Im Zuge des demographischen Wandels kommt es in der BRD zu einer alternden und schrumpfenden Arbeitnehmerschaft. Die Identifikation von Faktoren, die zum vorzeitigen Erwerbsausstieg beitragen, kann helfen, diesem Arbeitskräfteverlust entgegenzuwirken. Die Häufigkeit der Gedanken an vorzeitige Erwerbsaufgabe (GvE) zeigte sich prädiktiv für den realen vorzeitigen Erwerbsausstieg. Die Rolle von Depressivität in der Beziehung von Work-Family-Konflikt (WFC) und GvE wurde untersucht.

Methodik:

Daten von 3961 sozialversicherungspflichtig Beschäftigten der Jahrgänge 1959 und 1965, die an Welle 1 (T1, 2011) und 2 (T2, 2014) der deutschen lidA-Kohortenstudie (www.lida-studie.de) teilnahmen, wurden analysiert. Die Assoziation von WFC (COPSOQ, T1), Depressivität (Becks Depressionsinventar, T2) und GvE (T2) adjustiert für sozio-demographische (Alter, Geschlecht, SES), subjektive Gesundheit und finanzielle Ressourcen wurden mit der hierarchischen logistischen Regression analysiert. Die Mediatoranalyse erfolgte auf Basis der Kriterien von Baron und Kenny.

Ergebnisse:

WFC war im multiplen Model statistisch signifikant mit GvE assoziiert (OR 1,66; 95%-KI: 1,37 – 2,02). Der Effekt von WFC auf GvE wurde nach Adjustierung für Depressivität schwächer (OR 1,38; 95%-KI: 1,12 – 1,78). Alle Kriterien nach Baron und Kenny für eine partielle Mediation durch Depressivität in der Beziehung von WFC und GvE waren erfüllt. Während der totale Effekt von WFC auf GvE etwas stärker bei Frauen als bei Männern war, war der durch partielle Mediation erklärte indirekte Anteil bei beiden vergleichbar.

Schlussfolgerungen:

Übereinstimmend mit früheren Studien war WFC ein signifikanter Prädiktor für GvE. Ein Teil dieser Assoziation wurde über Depressivität vermittelt. Politische wie auch arbeitgeberseitig initiierte Maßnahmen zur Reduktion eines WFC könnten daher geschlechtsunabhängig dem Verlust von Arbeitskraft unmittelbar durch Depressivität (z.B. Fehltage) wie auch durch Frühberentung entgegenwirken.