Gesundheitswesen 2017; 79(08/09): 656-804
DOI: 10.1055/s-0037-1605820
Vorträge
Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Ursachen von Nadelstichverletzungen bei Beschäftigten in Krankenhäusern, Arztpraxen und Pflegeeinrichtungen

M Dulon
1   Berufsgenossenschaft für Gesundheitsdienst und Wohlfahrtspflege, Arbeitsmedizin, Gesundheitswissenschaften und Gefahrstoffe, Hamburg
,
B Lisiak
1   Berufsgenossenschaft für Gesundheitsdienst und Wohlfahrtspflege, Arbeitsmedizin, Gesundheitswissenschaften und Gefahrstoffe, Hamburg
,
D Wendeler
1   Berufsgenossenschaft für Gesundheitsdienst und Wohlfahrtspflege, Arbeitsmedizin, Gesundheitswissenschaften und Gefahrstoffe, Hamburg
,
A Nienhaus
1   Berufsgenossenschaft für Gesundheitsdienst und Wohlfahrtspflege, Arbeitsmedizin, Gesundheitswissenschaften und Gefahrstoffe, Hamburg
2   Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf, hamburg
› Author Affiliations
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Publication History

Publication Date:
01 September 2017 (online)

 

Fragestellung:

Mit der aktualisierten Technischen Regel für biologische Arbeitsstoffe im Gesundheitsdienst und in der Wohlfahrtspflege (TRBA 250) sind Maßnahmen zum Schutz vor Nadelstichverletzungen (NSV) seit März 2014 in Deutschland neu geregelt. In dieser Studie wird sechs Monate nach Inkrafttreten der TRBA 250 untersucht, ob sich Krankenhäuser, Arztpraxen und Pflegeeinrichtungen unterscheiden hinsichtlich der Ursachen von NSV sowie der Verfügbarkeit und Anwendung von stichsicheren Instrumenten (SSI).

Methode:

Als Grundlage diente eine Stichprobe von Unfallmeldungen zu NSV, die der Berufsgenossenschaft für Gesundheitsdienst und Wohlfahrtspflege im November 2014 gemeldet wurden (n = 1602). Zum Unfallhergang und zum Umgang mit SSI wurden die Beschäftigten telefonisch befragt (Responserate 33,3%). Die Auswertung erfolgte deskriptiv, getrennt für Krankenhäuser, Arztpraxen und Pflegeeinrichtungen.

Ergebnisse:

In allen drei Bereichen ereignete sich etwa die Hälfte der NSV nicht bei der invasiven Prozedur, sondern bei der Entsorgung der verwendeten Geräte. Kanülen für subkutane Injektionen waren die Ursache für 30% aller NSV, in Pflegeeinrichtungen lag der Anteil bei über 50%. Die Ausstattung mit SSI war in Krankenhäusern und Arztpraxen signifikant besser als in Pflegeeinrichtungen (80% vs. 50%). Als Grund für die NSV im Zusammenhang mit einem SSI wurde in über 90% der Fälle fehlende Erfahrung in der Aktivierung des Sicherheitsmechanismus angegeben. Nur jede dritte Beschäftigte, die sich bei Verwendung SSI verletzt hatte, hatte in den 12 Monaten vor dem Unfall an einer Schulung zur Handhabung SSI teilgenommen.

Schlussfolgerungen:

Schulungen zur Entsorgung von spitzen Instrumenten sollten sich an alle Berufsgruppen wenden, die in Kontakt mit solchen Geräten kommen könnten. In Pflegeeinrichtungen sind Schulungen zum sicheren Umgang mit Pen-Kanülen notwendig in Anbetracht des hohen Anteils an NSV, die in diesen Einrichtungen durch subkutane Injektionsnadeln verursacht wurden.