Gesundheitswesen 2017; 79(08/09): 656-804
DOI: 10.1055/s-0037-1605837
Vorträge
Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Medienkonsum und Schlafqualität in der frühen Kindheit – Ergebnisse der Ulmer SPATZ Gesundheitsstudie

J Genuneit
1   Universität Ulm, Institut für Epidemiologie und Medizinische Biometrie, Ulm
,
PE Brockmann
2   School of Medicine, Pontificia Universidad Catolica de Chile, Department of Pediatric Cardiology and Pulmonology, Santiago de Chile
,
AA Schlarb
3   Universität Bielefeld, Abteilung Klinische Psychologie und Psychotherapie des Kindes- und Jugendalters, Bielefeld
,
D Rothenbacher
1   Universität Ulm, Institut für Epidemiologie und Medizinische Biometrie, Ulm
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Publication History

Publication Date:
01 September 2017 (online)

 

Hintergrund:

Der Konsum elektronischer Medien steigt schon im Alter vor 3 Jahren an und einige Studien zeigen Auswirkungen auf die Schlafdauer in dieser Altersgruppe. Untersuchungen des Effekts auf die Schlafqualität sind selten, meist auf Querschnittserhebungen gestützt und durch den Einschluss breiterer Altersbereiche im Vorschulalter limitiert, was frühe Effekte und das optimale Alter für Interventionsansätze verwischen kann.

Methoden:

Wir analysierten Daten der Ulmer SPATZ Gesundheitsstudie, einer Geburtskohortenstudie, in die 1.006 Lebendgeborene aus der Allgemeinbevölkerung kurz nach Geburt im Universitätsklinikum Ulm von 04/2012 bis 05/2013 aufgenommen wurden. Daten zum kindlichen Schlaf wurden von den Eltern im Children's Sleep Habits Questionnaire (CSHQ) im Alter von 2 und 3 Jahren berichtet. Der kindliche Medienkonsum wurde im Alter von 3 Jahren mit mehreren Fragen erfasst. Die statistische Auswertung beinhaltete Kruskal-Wallis Tests und multivariable Regressionsmodelle.

Ergebnisse:

Der Konsum elektronischer Medien war in Prävalenz und Dosis eher moderat; die Nutzung von Büchern wurde oft verneint (39%). Der Konsum elektronischer Medien war stark und statistisch signifikant mit einer geringeren Schlafqualität im Alter von 3 Jahren assoziiert, besonders bei Kindern mit besserer Schlafqualität im Alter von 2 Jahren. Zudem zeigten sich Zusammenhänge mit der Verschlechterung mehrerer Indikatoren der Schlafqualität zwischen 2 und 3 Jahren – im Gegensatz zum Lesen von Büchern, was mit einer geringeren Häufigkeit der Verschlechterung von nächtlichem Erwachen einherging.

Schlussfolgerung:

Wir zeigen erstmalig den Zusammenhang zwischen Medienkonsum aber auch Buchnutzung und mehreren Domänen der Schlafqualität bei Dreijährigen im prospektiven Verlauf. Unter Berücksichtigung des Risikos für die Chronifizierung von Schlafproblemen scheinen präventive Maßnahmen in Bezug auf den Konsum elektronischer Medien bereits in der frühen Kindheit notwendig.