Gesundheitswesen 2017; 79(08/09): 656-804
DOI: 10.1055/s-0037-1605845
Vorträge
Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Unterschiede in der Gesundheitskompetenz bei Menschen mit und ohne Herzkreislauferkrankungen – Ergebnisse aus dem GEDA2014/2015-EHIS Survey

C Diederichs
1   RKI + DZHK, Abteilung 2, Epidemiologie nichtübertragbarer Krankheiten und Gesundheitsmonitoring, Berlin
,
S Jordan
2   RKI, Abteilung 2, Epidemiologie nichtübertragbarer Krankheiten und Gesundheitsmonitoring, Berlin
,
O Domanska
2   RKI, Abteilung 2, Epidemiologie nichtübertragbarer Krankheiten und Gesundheitsmonitoring, Berlin
,
H Neuhauser
1   RKI + DZHK, Abteilung 2, Epidemiologie nichtübertragbarer Krankheiten und Gesundheitsmonitoring, Berlin
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Publication History

Publication Date:
01 September 2017 (online)

 

Fragestellung:

Gesundheitskompetenz (GK), definiert als die Fähigkeit, Gesundheitsinformationen zu finden, zu verstehen, zu beurteilen und anzuwenden, wurde zwischen Menschen mit und ohne Herzkreislaufkrankheiten (HKK) verglichen und die Auswirkungen von inadäquater und problematischer HL auf verschiedene Versorgungsaspekte untersucht.

Methodik:

Die Analyse beruht auf Daten von 14,144 Personen ≥40 Jahren aus dem bevölkerungsbezogenen GEDA2014/2015-EHIS-Survey. GK wurde mit dem HLS-EU-Q16 erhoben und inadäquate und problematische GK als ≤12 Punkte definiert. Die Ergebnisse wurden stratifiziert für Geschlecht dargestellt und mit logistischen Regressionsanalysen für Alter, Bildung, Einkommen, Gesundheitsbewusstsein und soziale Unterstützung adjustiert.

Ergebnisse:

Eine inadäquate oder problematische GK wurde häufiger bei Männern mit HKK (41,8%) im Vergleich zu ohne HKK (33,6%) beobachtet. Bei Frauen lag der Anteil bei 46,7% vs. 33,4%. Die Unterschiede in der GK waren bei jüngeren Männern und älteren Frauen stärker ausgeprägt, waren bei fast allen Einzelitems des HLS-EU-Q16 erkennbar und blieben nach multivariater Adjustierung bestehen. Personen mit und ohne HKK hatten die größten Schwierigkeiten bei der Beurteilung, ob Informationen über Gesundheitsrisiken in den Medien vertrauenswürdig sind (43,2%-48,6%) und die geringsten Schwierigkeiten, Anweisungen des Arztes zu folgen (2,9%-9,7%) und Gesundheitswarnungen zu verstehen (3,1%-9,7%). Bei Menschen mit HKK war eine inadäquate im Vergleich zu einer ausreichenden GK mit mehr als sechs Hausarztbesuchen (49,3% vs. 28,7%), häufigeren Krankenhausaufenthalten (46,6% vs. 36,0%) sowie Behandlungsverzögerungen wegen langer Terminwartezeiten (30,7% vs. 18,5%) oder Transportproblemen (16,3% vs. 3,2%) assoziiert.

Schlussfolgerungen:

Die hohe Prävalenz von inadäquater oder problematischer GK in der Bevölkerung und insbesondere bei Menschen mit HKK zeigt wichtige Handlungsfelder für Prävention und Versorgung von HKK auf.