Gesundheitswesen 2017; 79(08/09): 656-804
DOI: 10.1055/s-0037-1605850
Vorträge
Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Prädiktoren respiratorischen Hygieneverhaltens in der erwachsenen Bevölkerung in Deutschland: Ergebnisse einer Repräsentativbefragung 2012

AA Mardiko
1   Medizinische Hochschule Hannover, Forschungs- und Lehreinheit Medizinische Psychologie, Hannover
,
C Klett-Tammen
2   Medizinische Hochschule Hannover, Promotionsstudentin, Hannover
,
T von Lengerke
1   Medizinische Hochschule Hannover, Forschungs- und Lehreinheit Medizinische Psychologie, Hannover
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Publication Date:
01 September 2017 (online)

 

Akute Atemwegserkrankungen sind wegen ihrer Häufigkeit und Folgen (Versorgungsinanspruchnahme, Arbeitsunfähigkeit) und ihrer Vermeidbarkeit ein wichtiges Thema der Infektionsprävention. Neben effektiver Händehygiene kann dementsprechend die Einhaltung von Verhaltensregeln beim Husten oder Niesen („respiratorische Hygiene“) die Übertragung von Krankheitserregern vermeiden. Für die bundesdeutsche Bevölkerung ist der Zusammenhang zwischen respiratorischer Hygiene- und Händehygiene-Compliance bisher nicht analysiert worden.

Im Jahr 2012 wurde von der BZgA eine Repräsentativbefragung der Bevölkerung (16 – 85 Jahre) durchgeführt, an der 4483 Personen teilnahmen (Response: 49,7%). Respiratorisches und Händehygiene-Verhalten wurden mit Selbstbericht-Items erfasst, zu Compliance-Indizes zusammengefasst und mittels deskriptiver und regressionsanalytischer Verfahren ausgewertet.

Unter den respiratorischen Verhaltensweisen fand sich die höchste Compliance beim Einhalten eines Abstandes von einem Meter (84,1%), Husten/Niesen in ein Taschentuch (68,3%) und beim Verwenden eines Einwegtaschentuchs (60,7%; Husten/Niesen in die Ellenbeuge/Ärmel: 45,6%; Husten/Niesen nicht in die vorgehaltene Hand: 33,9%). Die Einhaltung von mind. vier der fünf Empfehlungen geben 30,4% an. In Gruppen mit hoher vs. niedriger Händehygiene-Compliance war diese Rate signifikant erhöht (Einhalten der Indikationen zur Händehygiene: 40,4% vs. 21,9%, OR = 2,0, 95%-CI: 1,6 – 2,4; richtige Technik: 41,3% vs. 25%, OR = 1,8, 95%-CI: 1,5 – 2,1; Dauer > 20 Sekunden: 34,5% vs. 28,2%, OR = 1,2, 95%-CI: 1,1 – 1,4). Frauen und Männer unterschieden sich diesbezüglich nur unwesentlich.

In der Bevölkerung zeigen sich deutliche Unterschiede in der Compliance bzgl. einzelner respiratorischer Empfehlungen sowie signifikante Zusammenhänge dieses Bereichs des Hygieneverhaltens mit der Händehygiene. Trotz Limitationen (u.a. Selbstberichte) legen diese Ergebnisse eine Tendenz zum Clustering der beiden Bereiche des Hygieneverhaltens nahe.