Gesundheitswesen 2017; 79(08/09): 656-804
DOI: 10.1055/s-0037-1605860
Vorträge
Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Radonexposition im Niedrigdosisbereich und Lungenkrebsmortalität in der deutschen Uranbergarbeiter Kohorte Wismut

C Sobotzki
1   Bundesamt für Strahlenschutz, Oberschleißheim
,
N Fenske
1   Bundesamt für Strahlenschutz, Oberschleißheim
,
M Schnelzer
1   Bundesamt für Strahlenschutz, Oberschleißheim
,
M Kreuzer
1   Bundesamt für Strahlenschutz, Oberschleißheim
› Author Affiliations
Further Information

Publication History

Publication Date:
01 September 2017 (online)

 

Hintergrund:

Ein kausaler Zusammenhang zwischen Radonexposition und Lungenkrebsmortalität im Niedrigdosisbereich ist nachgewiesen. Ob und wie Zeit seit Exposition und Alter bei Exposition das Risiko auch in diesem Expositionsbereich zusätzlich beeinflussen ist kaum untersucht.

Methode:

Die Analysen basieren auf der Wismut-Kohortenstudie mit 58.974 männlichen ehemaligen Uranbergarbeitern im Follow-Up-Zeitraum 1946 – 2013, sowie auf einer Subkohorte von 26.765 Bergarbeitern, die nach 1960 ihre Tätigkeit begannen und durch geringe Radonexpositionen und -raten gekennzeichnet sind. Das zusätzliche relative Risiko (Excess Relative Risk, ERR) pro Einheit kumulierter Radonexposition in Working Level Months (WLM) wurde anhand von Poisson-Regressionsmodellen für gruppierte Daten geschätzt.

Ergebnis:

Bei Restriktion der gesamten Kohorte auf kumulierte Radonexpositionen unter 100 WLM beträgt das rohe ERR/WLM 0,007 (95%-Konfidenzintervall (KI): 0,004; 0,011) basierend auf 1.254 Lungenkrebs-Todesfällen und 1.620.190 Personenjahren unter Risiko. Alter und Zeit seit Exposition sind starke effektmodifizierende Einflussgrößen, deren Berücksichtigung zu einem ERR/WLM von 0,022 (95%-KI: 0,012; 0,036) für ein Alter bei Exposition von 30 Jahren und einer Zeit seit Exposition von 20 Jahren führt. In der 1960+ Subkohorte liegt das ERR/WLM basierend auf 495 Lungenkrebs-Todesfällen und 956.776 Personenjahren unter Risiko bei 0,017 (95%-KI: 0,010; 0,025). In dieser relativ jungen Subkohorte sind Alter und Zeit seit Exposition vergleichbar starke Effektmodifizierer und führen zu einem ERR/WLM von 0,036 (95%-KI: 0,018; 0,068) für ein Alter bei Exposition von 30 Jahren und einer Zeit seit Exposition von 20 Jahren.

Fazit:

Die vorliegenden Ergebnisse zeigen, dass eine Radonexposition im Niedrigdosisbereich das Lungenkrebsrisiko erhöht und dieses Risiko durch Alter bei Exposition und Zeit seit Exposition zusätzlich beeinflusst wird.