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DOI: 10.1055/s-0037-1605878
Faktoren und Auswirkungen von Mehrfachbelastungen bei Studierenden
Publication History
Publication Date:
01 September 2017 (online)
Im Rahmen dieser Studie interessiert, wer mehrfach belastete Studierende sind, welche Faktoren zu Mehrfachbelastung beitragen und welche Folgen diese auf die Gesundheit der Studierenden haben.
In dieser partizipativen, qualitativen Studie wurden N = 9 Studierende des Studiengangs Soziale Arbeit an der FH Dortmund, mittels Fokusgruppenbefragungen (nFokusgruppe1= 5 und nFokusgruppe2= 3) und einem Einzelinterview untersucht. Alle Befragungen wurden mit Kamera und Tonband aufgezeichnet. Das Datenmaterial wurde vollständig transkribiert und mithilfe des Softwareprogramms MAXQDA ausgewertet.
Studienorganisation, Zeitmangel, Soziale Herkunft (Armut, First-Generation-Student, Bildungsherkunft und Migrationshintergrund), familiäre Situation (Kinder, pflegebedürftige Angehörige, suchtkranke Angehörige), finanzielle Situation (Bafög, Studienfinanzierung bei Studierenden > 25 Jahren, Studienkredit, Beschäftigung neben dem Studium, unbezahlte Pflichtpraktika) Krankenversicherungsstatus sowie der Gesundheitsstatus (chronische Erkrankungen und Behinderungen) konnten als spezifische Belastungsfaktoren identifiziert werden. Belastungsfolgen sind Stress und typische Stressfolgestörungen bis hin zu Suizidgedanken. Auch der Studienabbruch scheint eine weitere Folge der Mehrfachbelastung zu sein. Mehrfachbelastete Studierende zeichnen sich als Einzelkämpfer aus. Sie stellen eine vulnerable Gruppe dar, versuchen nicht von der „Norm“ abzuweichen und stellen keine Forderungen.
Weitere Forschung ist notwendig. Bisher sind quantitative Befragungen nicht darauf angelegt, die Besonderheit mehrfachbelasteter Studierender zu erfassen. Modellprojekte, welche das Empowerment der Studierenden fördern, Verständnis für die Situation der mehrfach belasteten Studierenden schaffen sowie die Studienorganisation und Personalentwicklung für Lehrende und Personal fokussieren, müssen initiiert werden. Vorhandene Serviceangebote und PE-Maßnahmen scheinen nicht adressatengerecht und sind zu evaluieren.