Gesundheitswesen 2017; 79(08/09): 656-804
DOI: 10.1055/s-0037-1605935
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Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Psychosoziale Belastungen bei Vollzeit- und Teilzeitlehrkräften in Baden-Württemberg

IK Nolle
1   Freiburger Forschungsstelle für Arbeitswissenschaften GmbH (FFAW), Freiburg
,
HJ Lincke
1   Freiburger Forschungsstelle für Arbeitswissenschaften GmbH (FFAW), Freiburg
,
M Nübling
1   Freiburger Forschungsstelle für Arbeitswissenschaften GmbH (FFAW), Freiburg
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Publication History

Publication Date:
01 September 2017 (online)

 

Fragestellung:

Bildung gilt als essentiell für die heutige Wissensgesellschaft. Der psychischen Gesundheit von Lehrkräften kommt eine Schlüsselrolle zu; Gefährdungsbeurteilungen zur psychischen Arbeitssituation sollen helfen, die Rahmenbedingungen zu verbessern. Dabei stellt sich u.a. die Frage, ob es Unterschiede zwischen Voll- und Teilzeitkräften (VZ, TZ) gibt.

Methode:

Zur Erfassung der psychosozialen Belastungen bei Lehrkräften sowie ihres Deputatsumfangs wurde eine adaptierte Fassung des deutschen COPSOQ verwendet. Die erste online-Vollerhebung fand 2008 – 2011 bei über 100.000 Lehrkräften in BaWü statt; aktuell läuft die 2. Runde. Die Arbeitssituation wurde gesamthaft, für jede der > 4.000 Schulen, sowie nach strukturellen Faktoren (Schulart, Alter, VZ-TZ etc.) ausgewertet.

Ergebnisse:

54.066 Lehrkräfte nahmen an der Befragung teil. 84% der Männer arbeiten mit vollem Deputat gegenüber 40% der Frauen. Der größte Unterschied zwischen VZ und TZ besteht in der Bewertung der „Quantitativen Anforderungen (QA)“ (59,3 vs. 53,4 Punkte auf einer 0 – 100 Skala; eta = 0,17, p < 0,001), kleinere Differenzen bei der „Menge sozialer Beziehungen bei der Arbeit“: 49,4 vs. 46,9 Punkte, eta = 0,06, p < 0,001). Bei der Bewertung des „Work-Privacy-Conflict (WPC)“ findet sich dagegen kein Unterschied (56,4 vs. 56,6 Punkte, eta = 0,00, p = n.s.).

Diskussion und Schlussfolgerungen:

Einige bekannte Unterschiede in Bezug auf VZ-TZ finden sich auch bei Lehrkräften, z.B. erhöhte QA bei VZ, sowie mehr soziale Beziehungen bei der Arbeit. Beim WPC findet sich – im Vergleich zu einem 10-Punkte Unterschied bei allen Berufen – keine Reduktion für TZ-Lehrkräfte.

Eine Erklärung könnte in Adaptionsprozessen liegen, d.h. dass Lehrkräfte, im Gegensatz zur freien Wirtschaft, ihre Arbeitszeit leichter selbst an ihre aktuellen (familiären und privaten) Belastungen anpassen können und dadurch den eigenen WPC regulieren.

Alle Ergebnisse verfügbar unter: http://www.arbeitsschutz-schule-bw.de/,Lde/824992