Gesundheitswesen 2017; 79(08/09): 656-804
DOI: 10.1055/s-0037-1605971
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Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Multiperspektivische Fallanalyse im Sinne subjektorientierter Fachdidaktik im Gesundheitswesen

M Marchwacka
1   UPB, Paderborn
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Publication Date:
01 September 2017 (online)

 

In der stationären und ambulanten Versorgung erfordern die besonderen Situationen und Emotionen der Patienten (Hilfebedürftigkeit) eine einfühlsame, reflektierte Haltung (Achtsamkeit, Wertschätzung) und personenorientierte Kommunikation, die als inhärente Bestandteile der Beziehungsgestaltung im Gesundheitsberuf anzusehen sind. Diese Aspekte können die Selbstwirksamkeit (Bandura, Grawe) des Patienten hinsichtlich der Therapie bzw. Behandlung fördern. Gleichzeitig kann gelungene Beziehungsgestaltung für Gesundheitsberufe als Energiequelle betrachtet werden.

Im Studium und in der Ausbildung der Gesundheitsberufe ist somit die Beziehungsgestaltung im Hinblick auf erwünschte (sinnvolle) Nähe und erforderliche Distanz zu fokussieren. Die persönlich-soziale Kompetenzen (u.a. Empathie) und multiperspektivische Betrachtung (Perspektivenwechsel) sowie Reflexion rücken in den Mittelpunkt der Fallanalysen, um wirksam und gesund im Beruf agieren zu können.

Das Lernen erfolgt im Wechselspiel von Aktion und Reflexion, von Fach- und Methodenkompetenzen sowie sozialer und persönlicher Kompetenzen. Insofern sind kognitive Fachkenntnisse sowie affektive Aspekte in die Lehre zu inkludieren, die reflektierte Haltung und problemorientiertes Lernen forcieren und dadurch Komeptenzerwerb(-erweiterung) erzielen. Hierbei lassen sich anhand konstruierter Fallbeispiele in Projektgruppen eigene (gelernte) Handlungsstrategien erproben, auf ihre Wirksamkeit analysieren und hinsichtlich der eigenen Haltung reflektieren. Im Beitrag werden Methoden wie Fallkonstruktion (Reich, Hülsken-Giesler, Seidel), Critical Incident als Projektarbeit diskutiert, die multiperspektivische Deutungen (individualisiertes Fallverstehen) ermöglichen lassen. Den didaktischen Ansätzen liegt die Herausforderung der professionellen Handlungskompetenz zugrunde, die Fachwissen, Subjekt- und Situationsorientierung sowie reflektierte Haltung subsumiert.