Gesundheitswesen 2017; 79(08/09): 656-804
DOI: 10.1055/s-0037-1605976
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Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Ursachenspezifische Mortalität im Kontext konkurrierender Ereignisse am Beispiel Kolorektaler Karzinome

A Simbrich
1   Westfälische Wilhelms-Universität Münster, Institut für Epidemiologie und Sozialmedizin, Münster
,
J Wellmann
1   Westfälische Wilhelms-Universität Münster, Institut für Epidemiologie und Sozialmedizin, Münster
,
H Kajüter
2   Landeskrebsregister NRW gGmbH, Münster
,
O Heidinger
2   Landeskrebsregister NRW gGmbH, Münster
,
HW Hense
1   Westfälische Wilhelms-Universität Münster, Institut für Epidemiologie und Sozialmedizin, Münster
2   Landeskrebsregister NRW gGmbH, Münster
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Publication Date:
01 September 2017 (online)

 

Für die Abschätzung der Sterblichkeit nach Krebserkrankungen sind Verfahren relevant, die das Auftreten konkurrierender Ereignisse mitberücksichtigen und in die Gesamtwahrscheinlichkeit für ein Versterben auch andere Ursachen einordnen. Wir ermittelten deshalb bei Patienten mit Kolorektalen Karzinomen (KRK, ICD-10: C18-C20) die ursachenspezifischen 5-Jahres-Sterbewahrscheinlichkeiten.

Im Regierungsbezirk Münster wurden im Zeitraum 1994 – 2013 bei 16.009 Männern und 12.379 Frauen im Alter von 20 bis 79 Jahren ein KRK im Epidemiologischen Krebsregister erfasst. Mit Competing Risk-Modellen nach Fine und Gray wurde der Einfluss von Diagnosealter, Tumorstadium und Zeitperiode (1994 – 2004; 2005 – 2013) auf die kumulative 5-Jahres-Sterbewahrscheinlichkeit von KRK-Patienten aufgrund von KRK oder anderen Todesursachen geschätzt.

Das Tumorstadium erwies sich als wichtigster Prädiktor der KRK-spezifischen Mortalität: diese betrug bei männlichen Patienten 8,9% bei lokalem KRK und 60,7% bei fortgeschrittenem KRK, die entsprechenden Werte bei Frauen lagen bei 7,1% bzw. 62%. Die 5-Jahres-Sterblichkeit durch sonstige Todesursachen wurde vor allem durch das Lebensalter bestimmt: 27,2% für 70 – 79-jährige Männer und 10,4% für die 20 – 49-Jährigen; Frauen: 22,6% vs. 8,4%. Die KRK-Mortalität sank im Vergleich der beiden Zeitperioden bei Männern von 29,0% auf 27,9%, während sie bei Frauen statistisch signifikant von 28,4% auf 25,7% zurückging. Gleichzeitig sank die 5-Jahres-Mortalität durch andere Ursachen von 25,3% auf 17,2% (Männer) bzw. von 22,2% auf 12,8% (Frauen). Die Gesamtsterblichkeit der KRK-Patienten sank damit im Zeitvergleich um 9,2% bei Männern und um 12,1% bei Frauen.

Bei der Mortalität von Krebspatienten sind individuelle Faktoren und Tumorstadien wichtig. Der Rückgang der Mortalität insbesondere durch sonstige Todesursachen war bei KRK-Patienten stärker als der durch die krebsspezifische Mortalität, an der neue Therapien sowie das Koloskopie-Screening beteiligt sein könnten.