Gesundheitswesen 2017; 79(08/09): 656-804
DOI: 10.1055/s-0037-1605978
Poster
Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Gesundheitskompetenz und Selbstmanagement bei Angehörigengruppen demenzerkrankter Menschen

S Nickel
1   Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf, Institut für Medizinische Soziologie, Hamburg
,
S Werner
1   Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf, Institut für Medizinische Soziologie, Hamburg
,
O von dem Knesebeck
1   Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf, Institut für Medizinische Soziologie, Hamburg
,
C Kofahl
1   Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf, Institut für Medizinische Soziologie, Hamburg
› Author Affiliations
Further Information

Publication History

Publication Date:
01 September 2017 (online)

 

Fragestellung:

Das vom Bundesministerium für Gesundheit geförderte Forschungsprojekt „SHILD“ untersucht Entwicklungen, Wirkungen und Perspektiven gesundheitsbezogener Selbsthilfe in Deutschland. Die Wirkung von Selbsthilfe wird anhand ausgewählter Indikationen (Diabetes mellitus Typ 2, Prostatakarzinom, Multiple Sklerose, Angehörige Demenzerkrankter, Tinnitus) untersucht. Einbezogen werden Personen, die Teilnehmende einer Selbsthilfegruppe sind bzw. waren, und solche ohne Erfahrungen mit Selbsthilfegruppen.

Methoden:

Für die Indikationsgruppe Demenz konnten 351 pflegende Angehörige für die Studie gewonnen werden (ca. 58% aktuell oder früher selbsthilfeaktiv, ca. 42% nicht selbsthilfeaktiv). Dazu wurden Alzheimer-Gesellschaften, Pflegestützpunkte, Seniorenberatungsstellen, Selbsthilfekontaktstellen und weitere Akteure kontaktiert. Das Erhebungsinstrument konnte schriftlich oder als Online-Version beantwortet werden. Befragt wurden die Angehörigen u.a. zum Umgang mit der Erkrankung, zur Gesundheitskompetenz und zum Wissen über Demenz und ihre Behandlung. Neben Soziodemografie wurden als Kontrollvariablen auch krankheitsspezifische Daten erhoben.

Ergebnisse:

Beide Gruppen unterscheiden sich nur wenig in sozidemografischen und krankheitsspezifischen Merkmalen (z.B. Verwandtschaftsbeziehung, Geschlecht). Insgesamt weist die Gruppe der Selbsthilfe-Aktiven positivere Werte in Dimensionen der Gesundheitskompetenz (z.B. aktive Beteiligung am Leben, gesundheitsförderndes Verhalten, sozialrechtliche Kompetenz, Wissen über Demenz und ihre Behandlung) als die Gruppe der Nichtaktiven auf. Hinsichtlich der häuslichen Pflegebelastung und dem spezifischen Wissen über Patientenrechte ergeben sich dagegen kaum Unterschiede.

Schlussfolgerungen:

Hinsichtlich der Frage nach der Nützlichkeit von Angehörigengruppen erlaubt das Querschnitt-Design streng genommen keine kausale Interpretation von Ursachen und Wirkungen der Selbsthilfe. Dennoch erscheint es plausibel, dass Betroffene mehr über Gesundheit und Krankheit wissen, nachdem sie einer Angehörigengruppe beigetreten sind, als umgekehrt.