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DOI: 10.1055/s-0037-1606010
Selbstberichtete kardiale Morbidität als Spätfolge von Radiotherapie bei Brustkrebs – eine retrospektive Kohortenstudie (PASSOS Herzstudie)
Publikationsverlauf
Publikationsdatum:
01. September 2017 (online)
Das verbesserte Überleben nach loko-regionärem Brustkrebs erhöht die Bedeutung therapiebedingter Spätfolgen. Bis in die 1990er erwies sich die Strahlentherapie als Risikofaktor für kardiale Spätfolgen bei Brustkrebspatientinnen. Heutige Strahlentherapie-Verfahren mit Planung auf Basis von 3D-Bildgebung helfen, die Strahlenexposition in Risikoorganen zu verringern. Trotzdem kann die Herz-Exposition abhängig von der Tumor-Lateralität beträchtlich sein. In einer retrospektiven Kohortenstudie an Brustkrebspatientinnen mit guter Prognose untersuchten wir, ob auch heutige Strahlentherapie mit einem erhöhten Risiko für kardiale Morbidität als Langzeitfolge verbunden ist.
Die Studie schloss 11982 Frauen mit Erstdiagnose Brustkrebs von 1998 – 2008 ein. 2014 wurden nach einem Mortalitäts Follow-up 9338 Frauen mit einem Fragebogen angeschrieben, um kardiale Ereignisse vor und nach der Therapie sowie relevante Risikofaktoren zu erheben. Ausgehend von 4434 ausgefüllten Fragebögen von Frauen mit Strahlentherapie untersuchten wir in einer Cox-Regression, ob die Tumor-Lateralität als Surrogat für die Herz-Exposition mit einem erhöhten Risiko für ein selbstberichtetes kardiales Ereignis (Myokardinfarkt, Herzinsuffizienz, Herzrhythmusstörung, Klappenfehler) verbunden ist.
Die mediane Follow-up Dauer betrug 8,3 Jahre. In der Cox-Regression mit 458 Ereignissen war die Tumor-Lateralität kein signifikanter Risikofaktor (Hazard Ratio links vs. rechts 1,07, 95% CI 0,89 – 1,29). Signifikante Risikofaktoren waren etwa das Alter bei Erstdiagnose, Chemotherapie, Bluthochdruck und erhöhter Cholesterinspiegel.
Wir fanden keine Evidenz, dass heutige linksseitige Strahlentherapie ein höheres Risiko für kardiale Spätfolgen bedingt. Möglich ist, dass vermehrte kardiale Spätfolgen erst mit längerer Latenz sichtbar werden. Eventuell werden durch eine dichtere klinische Überwachung von Risikopatienten nach der Therapie auch subklinische Probleme früher erkannt und manifeste Ereignisse so verhindert.