Gesundheitswesen 2017; 79(08/09): 656-804
DOI: 10.1055/s-0037-1606029
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Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Effekte elterlicher Partnerschaftsauflösung auf die Gesundheit von Kindern und Jugendlichen

J Tuppat
1   Goethe-Universität Frankfurt, Frankfurt am Main
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Publication Date:
01 September 2017 (online)

 

Ziel:

Der Beitrag untersucht Effekte elterlicher Trennungen auf den Gesundheitszustand betroffener Kinder in einer längsschnittlichen Perspektive. Es wird ferner der Frage nachgegangen, ob dieser Effekt vom sozioökonomischen Status (SES) der Eltern moderiert wird. Die These ist, dass die negativen Effekte einer Trennung umso besser kompensiert werden können, je höher der SES des fortan allein erziehenden Elternteils, und damit die Verfügbarkeit von materiellen und immateriellen Ressourcen, ist.

Hintergrund:

Kinder von allein erziehenden Eltern weisen im Durchschnitt einen schlechteren Gesundheitszustand auf als Kinder in Paarbeziehungen. Eine mögliche Erklärung hierfür ist, dass Alleinelternschaft häufig mit einem sozialen Abstieg und damit mit einem Verlust an gesundheitsrelevanten Ressourcen verbunden ist. Weiterhin könnten mit Trennungen einhergehende psychosoziale Belastungen gesundheitsrelevante Folgen haben. Eine analytische Herausforderung stellen hierbei Selektionseffekte durch Faktoren dar, die gleichzeitig die Wahrscheinlichkeit einer Trennung, sowie die Gesundheit der Kinder beeinflussen.

Daten und Methoden:

Die analytische Trennung potenzieller Selektionseffekten von tatsächlichen Effekten einer Trennung erfolgt mittels einer längsschnittlichen Analysestrategie: Mit Daten der pairfam-Studie werden in einem Hybridmodell die between- und within-Effekte einer Partnerschaftsauflösung auf die Gesundheit von Kindern geschätzt. In einem zweiten Schritt wird die Hypothese einer Moderation durch den elterlichen SES getestet.

Ergebnisse:

Die Ergebnisse verweisen eher auf Selektion als auf einen tatsächlichen intraindividuellen Effekt, der durch den Wechsel in Einelternfamilien verursacht wird. Es deutet sich eine Moderatorwirkung der sozioökonomischen Stellung des allein erziehenden Elternteils an: Die stärksten Zusammenhänge zwischen Alleinelternschaft und Gesundheit finden sich für Kinder von Alleinerziehenden mit niedrigem SES.