Subscribe to RSS
DOI: 10.1055/s-0038-1639189
Einsatzfähigkeit chronisch infizierter Beschäftigter im Gesundheitsdienst unter besonderer Berücksichtigung von Hepatitis- und HI-Viren
Publication History
Publication Date:
11 April 2018 (online)
Einleitung:
Von der Deutschen Vereinigung zur Bekämpfung der Viruskrankheiten (DVV) wurden erstmals 1999 bzw. 2001 Vorschläge für die Besetzung von interdisziplinär besetzten Expertengremien vorgelegt, die sich mit den Einsatzmöglichkeiten von chronisch infizierten Mitarbeitern hinsichtlich der von ihnen für die Patienten ausgehende Gefahr (z.B. infektiöse Thoraxchirurgen) und relevanten Arbeitsschutzaspekten auseinandersetzen sollen. Als relevante Experten wurden u.a. Betriebsarzt, Krankenhaushygieniker, Infektiologe, behandelnder Arzt des betroffenen Beschäftigten, Arbeitgebervertreter und Arzt des Gesundheitsamts benannt.
Anhand typischer Fallberichte soll die Frage diskutiert werden, inwieweit sich diese Gremien bewährt haben.
Methoden:
Im Rahmen der langjährigen Beratung zu arbeitsmedizinischen Aspekten von HBV-, HCV- und HIV- infizierten Beschäftigten im Gesundheitsdienst am Robert Koch- Institut (RKI) wurden 210 schriftlich dokumentierte Beratungsanfragen ausgewertet. Klassifizierungen wurden u.a. hinsichtlich des Erregertyps und Tätigkeitsmerkmalen der Betroffenen ausgewertet. Beispielhafte Fälle wurden als Kasuistik aufbereitet. Das Vorhaben ist Teil einer von der BGW finanziell unterstützten Methodenmixstudie.
Ergebnisse:
Rund die Hälfte der Anfragen bezog sich auf jeweils auf das Thema HBV und HCV, in einigen Fällen auch zu HIV. 55% kamen von Krankenhausvertretern, aber auch von Gesundheitsämtern (18%) und von Betroffenen selbst (20%). In den meisten Fällen gelang es, die Tätigkeit der Betroffenen so zu modifizieren, dass eine Schädigung der von ihnen behandelten Patienten nicht mehr befürchtet werden musste. Andererseits gab es auch Fälle, in denen Beschäftigten mit Infektionsmarkern, aber ohne mögliche Gefährdung von Patienten, gekündigt wurde. Expertengremien kamen nur selten zum Einsatz.
Diskussion:
Konferenzen von interdisziplinären Expertengremien zur Beurteilung der beruflichen Einsetzbarkeit von Hepatitis- oder HI-Virus-infektiösen Beschäftigten, wie sie von der DVV propagiert werden, haben sich zwar unter bestimmten Voraussetzungen als geeignetes Instrument im Patienten- wie im Arbeitsschutz erwiesen, werden erfahrungsgemäß in Krankenhäusern nur selten konsequent eingesetzt.
Da der Betriebsarzt i.d.R. als erster vom Infektionsstatus eines Beschäftigten erfährt, ist es für ihn wichtig, die Last der Verantwortung auf mehrere Schultern zu verteilen, wenn es um die Weiterbeschäftigung betroffener Mitarbeiter geht. Neben immunologischen und chemotherapeutischen Maßnahmen sollen die Gremien auch zur persönlichen Schutzausrüstung, zur Verwendung sicherer Instrumente sowie zum Problem der Wechselschichtarbeit Stellung nehmen.
Schlussfolgerungen:
Quantifizierbare Ergebnisse mit auf der Basis standardisierter Erhebungen sind für abschließende Einschätzungen wünschbar und werden derzeit eruiert.