Gesundheitswesen 2018; 80(04): 378
DOI: 10.1055/s-0038-1639191
VORTRÄGE
Infektionsschutz
Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

13 Jahre Surveillance der Influenza und anderer akuter respiratorischer in Niedersachsen

D Ziehm
1   Niedersächsisches Landesgesundheitsamt Abteilung Infektionsschutz, Infektionsepidemiologie, Hannover, Germany
,
A Baillot
1   Niedersächsisches Landesgesundheitsamt Abteilung Infektionsschutz, Infektionsepidemiologie, Hannover, Germany
,
J Dreesman
1   Niedersächsisches Landesgesundheitsamt Abteilung Infektionsschutz, Infektionsepidemiologie, Hannover, Germany
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Publication History

Publication Date:
11 April 2018 (online)

 

Hintergrund und Methodik:

Kinder spielen durch ihre hohe Empfänglichkeit für Infektionen, eine längere Virusausscheidung und durch die engen Kontakte untereinander eine bedeutsame Rolle für die Übertragung von respiratorischen Infektionen und stehen deshalb im Fokus der aus zwei Modulen bestehenden Surveillance der Influenza und anderer akuter respiratorischer Erkrankungen (ARE-Surveillance). In der symptomatischen Surveillance wird der ARE-bedingte Krankenstand in vorschulischen Kindertageseinrichtungen erfasst. Für das virologische Modul werden Rachenabstrichproben von Personen mit ARE-Symptomatik, überwiegend aus Kinderarztpraxen auf Influenza-, Adeno-, Metapneumo-, Picorna- und Respiratory Syncytial-Viren (RSV) getestet. Durch die sich ergänzenden Module können auf Landesebene seit über 10 Jahren Aussagen zu Ausbreitung, Schweregrad und Erregerspektrum der ARE und damit auch der Influenza getroffen werden. Seit 2011 gibt es eine Kooperation mit der symptomatischen ARE-Surveillance benachbarter Bundesländer und eine Darstellung der ARE-Aktivitäten in einer gemeinsamen Karte. So können Gemeinsamkeiten und Unterschiede der einzelnen ARE-Saisons sowie die Ausprägung der Influenzawellen sehr genau erfasst und beschrieben werden.

Ergebnisse:

Die ARE-Saisons 2014/2015 bis 2016/2017 waren jeweils durch eine hohe Influenzaaktivität gekennzeichnet. Die ARE-Krankenstände erreichten in diesen Saisons über 15%, und der Anteil der Influenzanachweise in den eingesandten Proben lag zeitweise über 50%. Eine Betrachtung der in den jeweiligen Saisons aufgetretenen Influenza-Subtyp-Varianten zeigt, dass der in der Saison 2016/2017 vorherrschende Influenza-Subtyp A(H3N2) in der vorhergehenden Saison 2015/2016 kaum auftrat, während A(H1N1)pdm09 in der Saison 2015/2016häufig nachgewiesen wurde und in der Saison 2016/2017 keine Rolle spielte. In der Saison 2015/2016 wurde außerdem Influenza B (Victoria-Linie) sehr häufig nachgewiesen, während bei den ohnehin wenigen Influenza B-Nachweisen in 2016/2017 die Yamagata-Linie vorherrschte. In der Saison 2016/2017 zeigte sich außerdem eine besonders hohe Nachweisrate von RSV in Verbindung mit einer sehr hohen Rate von Erregernachweisen insgesamt.

Schlussfolgerungen:

Die ARE-Surveillance ermöglicht detaillierte Einblicke in das jährliche Krankheitsgeschehen durch Influenza und weitere Erreger, sowohl auf Landes- als auch auf kommunaler Ebene. Die Informationen sind während der Influenzasaison insbesondere für die Öffentlichkeitsarbeit der lokalen Gesundheitsämter und der Landesbehörden hilfreich.

Das Auftreten von drei starken Influenzasaisons nacheinander kann darauf zurückgeführt werden, dass jeweils unterschiedliche Subtyp-Varianten vorherrschten, gegen die im entsprechenden Vorjahr keine natürliche Immunisierung erfolgte.