Gesundheitswesen 2018; 80(08/09): 773
DOI: 10.1055/s-0038-1667613
Beiträge am Mittwoch, 12.09.2018
Vorträge
Migration und Gesundheit
Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Rekrutierung von Menschen mit Migrationshintergrund für Selbstmanagementkurse – Erfahrungen aus der Initiative für Selbstmanagement und aktives Leben (INSEA)

G Temucin
1   Medizinische Hochschule Hannover, Institut für Epidemiologie, Sozialmedizin und Gesundheitssystemforschung, Hannover, Deutschland
,
M Haack
1   Medizinische Hochschule Hannover, Institut für Epidemiologie, Sozialmedizin und Gesundheitssystemforschung, Hannover, Deutschland
,
G Seidel
1   Medizinische Hochschule Hannover, Institut für Epidemiologie, Sozialmedizin und Gesundheitssystemforschung, Hannover, Deutschland
,
ML Dierks
1   Medizinische Hochschule Hannover, Institut für Epidemiologie, Sozialmedizin und Gesundheitssystemforschung, Hannover, Deutschland
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Publication History

Publication Date:
03 September 2018 (online)

 

Hintergrund:

Die Initiative INSEA bietet seit 2015 in ausgewählten Regionen in Deutschland Selbstmanagementkurse für Menschen mit chronischen Erkrankungen an. Evaluationsergebnisse zeigen: Die Kursteilnahme wirkt sich positiv auf Selbstwirksamkeit und Selbstmanagementfähigkeiten der Teilnehmenden aus. Bislang ist es kaum gelungen, Personen mit Migrationshintergrund in die Kurse zu integrieren, deshalb wird für diese Gruppe in Hannover aktuell eine gezielte Rekrutierungsstrategie entwickelt und umgesetzt.

Methoden:

Aufbau von Kooperationsstrukturen mit regionalen Partnern der Migrationsarbeit (n = 5), Angebot der Kurse in russischer und türkischer Sprache im Wohnumfeld der potentiellen Kursteilnehmer. Aktive Ansprache durch die Partner, zudem Öffentlichkeitsarbeit in türkischer und russischer Sprache. Die qualitative und quantitative Begleitevaluation erfasst Umfang und Ergebnis der Rekrutierung, Akzeptanz der Partner, Reaktion der Adressaten und Beurteilung der Selbstmanagementkurse durch die Teilnehmenden.

Ergebnisse:

Vier der fünf kontaktierten Einrichtungen sind bisher aktiv involviert (u.a. religiöse Gemeinden, interkulturelle Vereine), erste Kurse konnten mit 23 Personen erfolgreich umgesetzt werden. Einfache Öffentlichkeitsarbeit (Auslegung von Flyern in Praxen, Kliniken, etc.), auch mit übersetzten Materialien, erreicht die Menschen nicht, nur die direkte Ansprache durch Verantwortliche vor Ort hat sich als zielführend erwiesen, ebenso die Mund-zu-Mund-Propaganda in den kulturellen Netzwerken.

Schlussfolgerungen:

Menschen mit Migrationshintergrund können durch gezielte Netzwerkarbeit vor Ort gewonnen werden. Die Netzwerkarbeit ist zeitaufwendig, basiert auf Vertrauen und Beziehungen und Kontinuität. Weitere Bedingungen für gelingende Netzwerkarbeit werden im Projekt analysiert, ebenso, welche kulturspezifischen Anforderungen Teilnehmende an Kurse zur Bewältigung von chronischer Erkrankung haben und wie sie die Kurse und deren Nutzen für sich bewerten.