Gesundheitswesen 2018; 80(08/09): 774
DOI: 10.1055/s-0038-1667618
Beiträge am Mittwoch, 12.09.2018
Vorträge
Lebensphasenbezogene Gesundheitsförderung und Prävention
Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Zusammenhang von mütterlicher Bildung und psychischen Auffälligkeiten bei Kindern und Jugendlichen: Ergebnisse aus KiGGS Welle 1

M Schier
1   Robert Koch-Institut, Abteilung für Epidemiologie und Gesundheitsmonitoring, FG Soziale Determinanten der Gesundheit, Berlin, Deutschland
,
B Kuntz
1   Robert Koch-Institut, Abteilung für Epidemiologie und Gesundheitsmonitoring, FG Soziale Determinanten der Gesundheit, Berlin, Deutschland
,
H Hölling
1   Robert Koch-Institut, Abteilung für Epidemiologie und Gesundheitsmonitoring, FG Soziale Determinanten der Gesundheit, Berlin, Deutschland
,
T Lampert
1   Robert Koch-Institut, Abteilung für Epidemiologie und Gesundheitsmonitoring, FG Soziale Determinanten der Gesundheit, Berlin, Deutschland
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Publikationsverlauf

Publikationsdatum:
03. September 2018 (online)

 

Hintergrund:

Früh auftretende psychische Auffälligkeiten können die weitere Entwicklung negativ beeinflussen. Sozial benachteiligte Kinder und Jugendliche sind vermehrt von psychischen Auffälligkeiten betroffen. In der Literatur wird dabei die Bedeutung der mütterlichen Bildung hervorgehoben. Untersucht wird, ob unter Berücksichtigung von Alter und Geschlecht und bei Kontrolle für väterliche Bildung und Familieneinkommen ein Zusammenhang zwischen mütterlicher Bildung und psychischen Auffälligkeiten besteht.

Methoden:

Als Datenbasis dient die Studie zur Gesundheit von Kindern und Jugendlichen in Deutschland (KiGGS Welle 1, 2009 – 12). Das Screening psychischer Auffälligkeiten erfolgte mittels Strengths and Difficulties Questionnaire durch die Elternangaben von 10.353 Kindern und Jugendlichen (3 – 17J.). Die mütterliche Bildung wurde durch den höchsten Schulabschluss der Mutter bestimmt. Berichtet werden Prävalenzen und durch binär logistische Regressionen ermittelte Odds Ratios (OR) mit 95%-Konfidenzintervallen.

Ergebnisse:

Je niedriger die mütterliche Bildung, desto höher ist der Anteil der Kinder und Jugendlichen mit Hinweisen auf psychische Auffälligkeiten. Der Zusammenhang zwischen mütterlicher Bildung und der Verbreitung psychischer Auffälligkeiten bleibt auch dann bestehen, wenn Determinanten wie Alter, Geschlecht, väterliche Bildung und Nettoäquivalenzeinkommen statistisch kontrolliert werden (OR: 1,90 (1,44 – 2,53)). Am deutlichsten zeigt sich dies in der Altersgruppe der 3- bis 10-Jährigen.

Schlussfolgerungen:

Die KiGGS-Daten zeigen einen engen Zusammenhang zwischen mütterlicher Bildung und psychischen Auffälligkeiten im Kindes- und Jugendalter. Insbesondere bei Kindern im Alter von 3 bis 10 Jahren hat die mütterliche Bildung einen größeren Einfluss auf die psychische Gesundheit als die väterliche Bildung. Die Ergebnisse weisen Mütter mit niedriger Bildung als wichtige Zielgruppe für Gesundheitsförderung und Prävention zur Verbesserung der psychischen Gesundheit von Kindern und Jugendlichen aus.