Gesundheitswesen 2018; 80(08/09): 776
DOI: 10.1055/s-0038-1667623
Beiträge am Mittwoch, 12.09.2018
Vorträge
Versorgungsforschung, Gesundheitssystemforschung und Gesundheitsökonomie
Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

„(...) es braucht einen Kümmerer“ – Alte, gesundheitlich beeinträchtigte Menschen im Quartier als schwer erreichbare Zielgruppe?!

G Röhnsch
1   Universität Bielefeld, Fakultät für Gesundheitswissenschaften, Bielefeld, Deutschland
,
K Hämel
1   Universität Bielefeld, Fakultät für Gesundheitswissenschaften, Bielefeld, Deutschland
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Publication History

Publication Date:
03 September 2018 (online)

 

Hintergrund:

Viele alte Menschen haben den Wunsch, trotz zunehmender gesundheitlicher Einschränkungen in „ihrem“ Quartier wohnen zu bleiben. Hierfür sind sie auf präventiv ausgerichtete soziale, pflegerische und gesundheitliche Hilfen angewiesen. Wie gelingt es professionellen Pflegeanbietern, ihnen hierfür eine „Anlaufstelle“ im Quartier zu bieten? Dieser Frage wird anhand einer eigenen Studie zur Evaluation des Modellprojekts „Pflege stationär – weiterdenken!“ nachgegangen.

Methoden:

Es wurden leitfadengestützte Interviews geführt sowohl mit ExpertInnen, die als Fachkräfte in den Einrichtungen des Modellprojekts arbeiten, als auch mit ExpertInnen, die auf Planungs- und Kooperationsebene in dieses Projekt involviert sind. Insgesamt wurden 18 Interviews mit N = 20 ExpertInnen geführt. Die Auswertung dieser Experteninterviews erfolgte computergestützt in Anlehnung an das Thematische Kodieren.

Ergebnisse:

Die Erreichbarkeit der alten Menschen im Quartier wird aus Sicht der ExpertInnen durch nutzerseitige sowie durch institutionelle Barrieren eingeschränkt. Nutzerseitige Barrieren ergeben sich oft aus sozialem oder krankheitsbedingtem Rückzug alter Menschen sowie durch die Verdrängung des eigenen Hilfe- und Pflegebedarfs. Institutionelle Barrieren liegen in der mangelnden Passung herkömmlicher Versorgungs- und Pflegeangebote zu den Bedürfnissen und Bedarfslagen einer sehr heterogenen Zielgruppe.

Schlussfolgerungen:

Um alte Menschen im Quartier zu erreichen, ist es für Pflegeanbieter erforderlich, ihr Spektrum an Angeboten auszudifferenzieren und sich auf eine intensive Beziehungsarbeit mit den Angehörigen der Zielgruppe einzulassen. Barrieren im Zugang können zudem durch persönliche AnsprechpartnerInnen, die die alten Menschen in ihrer Lebenswelt aufsuchen, sowie MultiplikatorInnen, zu denen sie Vertrauen aufbauen können, abgebaut werden.