Gesundheitswesen 2018; 80(08/09): 791
DOI: 10.1055/s-0038-1667674
Beiträge am Mittwoch, 12.09.2018
Postervorträge
Prävention in Arbeitswelten
Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Herausforderungen und Chancen einer Intervention zur Sitzzeitreduktion in der Arbeitswelt

C Vondung
1   Pädagogische Hochschule Heidelberg, Fakultät III – Studiengang Prävention und Gesundheitsförderung, Heidelberg, Deutschland
,
J Bucksch
1   Pädagogische Hochschule Heidelberg, Fakultät III – Studiengang Prävention und Gesundheitsförderung, Heidelberg, Deutschland
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Publication History

Publication Date:
03 September 2018 (online)

 

Hintergrund:

Sedentäres Verhalten wird als unabhängiger Risikofaktor für Erkrankungen des Herz-Kreiskauf-Systems und des Stoffwechsels bei Erwachsenen eingeschätzt. Vor allem bei Büroarbeitsplätzen dominiert die Verhaltensweise den Arbeitsalltag. Ziel der durchgeführten Studie war, Erfolgsfaktoren und Herausforderungen von Maßnahmen zur Reduktion von sedentärem Verhalten aus Sicht von Büroangestellten zu identifizieren, um passgenaue Interventionen im Arbeitskontext ableiten zu können.

Methoden:

Zehn Beschäftigte der Kriminalpolizeidirektion Mannheim mit vorwiegend sitzender Bürotätigkeit wurden anhand von qualitativen Einzelinterviews (Dauer im Mittel 27 min) befragt. Die Konzeption des zugrunde liegenden Leitfadens ist an ein multimodales und evidenzbasiertes Interventionskonzept aus Australien („Stand Up Australia“) angelehnt. Die Interviewtranskripte wurden inhaltsanalytisch nach Gläser und Laudel (2009) analysiert und computergestützt mit MAXQDA ausgewertet.

Ergebnisse:

Die größte Chance für eine Sitzzeitreduktion wird in der Installation höhenverstellbarer Tische gesehen; die Allokation finanzieller Ressourcen als die größte Herausforderung. Alltagsnahe Sitzunterbrechungen und Beratungsangebote zu einem abwechslungsreichen Arbeitsalltag, neue Kommunikationswege sowie Angebote zur Bewegungsförderung werden daneben präferiert. Die Sensibilisierung für die Reduktion sedentären Verhaltens auf allen Ebenen der Arbeitsorganisation wird als essentiell eingeschätzt.

Schlussfolgerungen:

Der Einblick in die Bedürfnisse von Beschäftigten im deutschen Arbeitskontext legt nahe, dass Interventionen neben individuellen Aspekten auch räumliche und organisationale Strukturen eines Betriebes berücksichtigen sollten. Die Übertragung der Ergebnisse und die Evaluation von abgeleiteten Mehrebeneninterventionen ist ein weiterer wichtiger Schritt.