Gesundheitswesen 2018; 80(08/09): 795
DOI: 10.1055/s-0038-1667688
Beiträge am Donnerstag, 13.09.2018
Vorträge
Gesundheitsbewusstes Verhalten
Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Stigmatisierung von HIV in afrikanischen Communities – eine Herausforderung für die HIV-Prävention? Einblicke in die Problematik anhand von Ergebnissen der MiSSA-Studie

C Koschollek
1   Robert Koch-Institut, Abteilung für Epidemiologie und Gesundheitsmonitoring, Berlin, Deutschland
,
A Kuehne
2   Robert Koch-Institut, Abteilung für Infektionsepidemiologie, Berlin, Deutschland
,
C Mputu Tshibadi
3   Münchner Aids-Hilfe e.V., München, Deutschland
,
P Mayamba
4   Aids-Hilfe Essen e.V., Essen, Deutschland
,
H Batemona Abeke
5   Pamoja Africa e.V., Köln, Deutschland
,
S Amoah
6   Afrikaherz Berlin, Verband für interkulturelle Arbeit, Regionalverband Berlin/Brandenburg e.V., Berlin, Deutschland
,
V Wangare Greiner
7   Maisha e.V., Frankfurt am Main, Deutschland
,
T Dela Bursi
8   Hannöversche Aids-Hilfe e.V., Hannover, Deutschland
,
A Thorlie
9   Berliner Aids-Hilfe e.V., Berlin, Deutschland
,
V Bremer
2   Robert Koch-Institut, Abteilung für Infektionsepidemiologie, Berlin, Deutschland
,
C Santos-Hövener
1   Robert Koch-Institut, Abteilung für Epidemiologie und Gesundheitsmonitoring, Berlin, Deutschland
› Author Affiliations
Further Information

Publication History

Publication Date:
03 September 2018 (online)

 

Hintergrund:

Für die Epidemiologie von HIV in Deutschland (DE) stellen Migrant/innen aus Subsahara-Afrika (MiSSA) eine relevante Gruppe dar, 2015 entfielen 16% aller HIV-Neudiagnosen auf sie; Diagnosen erfolgen häufig später als in anderen Gruppen. Stigmatisierungsangst aufgrund von HIV stellt eine Barriere zur HIV-Testung und -Behandlung unter MiSSA dar. Der Einfluss von stigmatisierendem Verhalten und dem Thematisieren von HIV im Umfeld auf HIV-Testung und Wissen zu HIV wird in diesem Beitrag untersucht.

Methoden:

2015 – 2016 hat das RKI eine partizipative Studie zu Wissen, Verhalten und Einstellungen (KABP) in Bezug auf HIV unter MiSSA in 6 Städten durchgeführt. Die Datenerhebung erfolgte durch geschulte Peer Researcher, Fragebögen konnten von Teilnehmenden (TN) selbst oder im Interview ausgefüllt werden. Wissen zu HIV wurde anhand wahrer Aussagen, HIV-Testung jemals und im letzten Jahr erfasst. Gefragt wurde, wie sich TN gegenüber HIV-Positiven (PLHIV) verhalten würden und ob HIV im Umfeld ein Thema ist.

Ergebnisse:

Von 3.040 TN waren 54% männlich, medianes Alter und mediane Aufenthaltszeit in DE betrugen 31 bzw. 5 Jahre. TN, die stigmatisierendes Verhalten gegenüber PLHIV angegeben hatten, waren seltener jemals (44% vs. 65%) und im letzten Jahr (12% vs. 19%) auf HIV getestet. Aussagen zu HIV waren ihnen seltener bekannt (65% vs. 79%). Reden über HIV im Umfeld war positiv mit häufigerer HIV-Testung jemals (70% vs. 47%) und im letzten Jahr (21% vs. 12%) sowie besserem Wissen zu HIV assoziiert (80% vs. 70%).

Schlussfolgerungen:

Unsere Ergebnisse zeigen, dass das Sprechen über HIV innerhalb der Community mit mehr Wissen zu HIV und häufigerer HIV-Testung assoziiert ist. Daher sollte HIV künftig verstärkt in den Communities adressiert werden, um Wissenslücken zu schließen, die Testbereitschaft zu erhöhen und Stigmatisierung abzubauen. Die Umsetzung solcher Präventionsmaßnahmen sollte partizipativ geplant und gemeinsam mit den Peer Researchern realisiert werden.