Gesundheitswesen 2018; 80(08/09): 798-799
DOI: 10.1055/s-0038-1667699
Beiträge am Donnerstag, 13.09.2018
Vorträge
Prävention in der medizinischen und pflegerischen Versorgung
Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Tabakentwöhnung für Tuberkulosepatient_innen in Pakistan: Die Tuberkuloseklinik als Interventionssetting

M Böckmann
1   Medizinische Fakultät der Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf, Institut für Allgemeinmedizin, Forschungsschwerpunkt Suchtforschung und klinische Epidemiologie, Düsseldorf, Deutschland
,
D Kotz
1   Medizinische Fakultät der Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf, Institut für Allgemeinmedizin, Forschungsschwerpunkt Suchtforschung und klinische Epidemiologie, Düsseldorf, Deutschland
2   University of Edinburgh, Usher Institute of Population Health Sciences and Informatics, Edinburgh, Vereinigtes Königreich
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Publication History

Publication Date:
03 September 2018 (online)

 

Hintergrund:

Tabakkonsum erhöht das Risiko an Tuberkulose (TB) zu erkranken und verschlechtert deren Prognose. In Pakistan sind die Prävalenzen von Tabakkonsum (33%) und Tuberkulose (TB) (400.000 neue Fälle/Jahr) hoch. In der EU-finanzierten TB&Tobacco-Studie (ISRCTN43811467) wird eine Verhaltensintervention (VI) zur Tabakentwöhnung in 14 TB-Kliniken implementiert und zusätzlich ein pharmakologischer RCT durchgeführt. Dieser Vortrag beschreibt qualitative Ergebnisse der Prozessevaluation der VI.

Methoden:

Die VI vermittelt theoriegeleitete Botschaften zu TB, Tabakrisiken und Tabakentwöhnungsmaßnahmen durch ein strukturiertes Gespräch zwischen Klinikmitarbeitenden und Patient_innen. In zwei Fallstudien-Kliniken wurden leitfadengestützte Interviews mit Mitarbeitenden und Patient_innen geführt. Deduktive Kodierung erfolgte anhand des Comprehensive Framework for Implementation Research. Hier analysieren wir 8 Interviews mit Mitarbeitenden (2017/2018) und 10 Interviews mit Patient_innen (2017).

Ergebnisse:

Die Klinikmitarbeitenden sind hochmotiviert für die Umsetzung, sehen sich jedoch durch die Länge der Intervention (10 – 20 Min.) belastet. Geschlechtsspezifisches Stigma des Rauchens ist ein Problem in der Ansprache der Patient_innen. Diese wiederum sind durch die TB-Diagnose empfänglich für die Botschaften und nennen den Wunsch, zum Wohle der Familienangehörigen mit dem Tabakkonsum aufzuhören. Ständige Verfügbarkeit von Tabak im sozialen Umfeld erschwert jedoch möglicherweise den Rauchstopp.

Schlussfolgerungen:

Die TB-Klinik als Interventionssetting für Tabakentwöhnung erlaubt, die TB-Diagnose als „teachable moment“ zu nutzen. Für flächendeckende Implementierung kann das Material noch stärker an die Arbeitsabläufe angepasst werden.