Gesundheitswesen 2018; 80(08/09): 802
DOI: 10.1055/s-0038-1667709
Beiträge am Donnerstag, 13.09.2018
Vorträge
Lebensphasenbezogene Gesundheitsförderung und geschlechtersensible Prävention
Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Sonnenschutz im Alltag von Familien mit Kindern nach einer Organtransplantation: Eine qualitative Erhebung im Rahmen der HIPPOlino Studie

S Böttcher
1   Leibniz-Institut für Präventionsforschung und Epidemiologie – BIPS, Prävention und Evaluation, Bremen, Deutschland
,
MM Sachse
2   Klinikum Bremerhaven, Klinik für Dermatologie, Allergologie und Phlebologie, Bremerhaven, Deutschland
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Publication History

Publication Date:
03 September 2018 (online)

 

Hintergrund:

Kinder und Jugendliche nach einer Organtransplantation haben aufgrund der benötigten immunsuppressiven Therapie ein stark erhöhtes Risiko, im späteren Leben an Hautkrebs zu erkranken. Um ein adäquates Sonnenschutzverhalten in den Familien zu erzielen, braucht es nicht nur Kenntnisse über das Wissen und Verhalten der Eltern und den familiären Umgang zum Thema Sonnenschutz, sondern auch die individuellen Bedürfnisse und alltäglichen Herausforderungen der Familien müssen Berücksichtigung finden.

Methoden:

Es wurden halbstrukturierte Leitfadeninterviews mit Eltern von Kindern und Jugendlichen nach einer Organtransplantation geführt. Die Rekrutierung der Eltern erfolgte über die HIPPOlino-Studie. Das Interview war in fünf Themenblöcke aufgeteilt: Einstellung zum Thema Sonne und Sonnenschutz, Sonnenschutzverhalten, Risikoabwägung und Verhaltensänderung, Aufklärung sowie individuelle Wünsche und Bedürfnisse. Die Auswertung der Interviews erfolgte mithilfe der qualitativen Inhaltsanalyse.

Ergebnisse:

Die 27 Interviews zeigen, dass Eltern gut über die Risiken der UV-Strahlung informiert sind. Allerdings empfanden sie die Aufklärung nach der Transplantation nicht immer ausreichend und informierten sich selber. Für die Eltern selbst, ist Sonnenschutz nur in spezifischen Situationen relevant, wohingegen die Kinder umfassend geschützt werden. Oftmals wünschen sich die Eltern größere Unterstützung seitens Kliniken und Krankenkassen, z.B. in der psychologischen oder der hautärztlichen Nachsorge.

Schlussfolgerungen:

Obwohl Risikogruppen regelmäßig auf Hautkrebs untersucht werden sollen, geben die Interviews Hinweise darauf, dass die hautärztliche Nachsorge von Kindern und Jugendlichen nach einer Transplantation nicht optimal geregelt ist bzw. ausgebaut werden muss. Häufig gibt es in den Nachsorgezentren keine dermatologische Betreuungsmöglichkeit. Darüber hinaus könnte die als ungenügend wahrgenommene individuelle Unterstützung dazu führen, dass Themen wie Sonnenschutz schneller aus dem Fokus geraten.